….. aktuell …..

Ob ZWISCHENTÖNE, vielsagende SPRECHPAUSEN oder zum Klingen gebrachte NICHT-ORTE einer Stadt – die soziale Audioskulptur der Kunstschaffenden Evelyn Blumenau und Walter Kreuz wächst – und dies bereits seit ihren (wilden) Theaterzeiten der späten 1980er Jahre.

Aktuell arbeitet das Duo an WIE LEBEN, einem Kunstprojekt, das die Ereignislage der Gegenwart in Audiostücken reflektiert. Das Spezifisch-Menschliche und seine Grundbedürfnisse stehen darin im Mittelpunkt – wie in allen gecko art-Projekten. Seit dem Gründungsjahr 1993 entstehen Audio-Performances, Live-Hörspiele, Radiofeatures, bewegliche Hörobjekte, Theateraktionen und internationale Audio-Kooperationen.


L: „Die Beschreibung der Welt“ – Theatralische Betextungen im Stadtraum / 2025 (Foto: Georg Oberweger)
M: Evelyn Blumenau performt vor dem Ton-Bild „Das Wesen der Zeit“ 2023 (Foto: Walter Kreuz)
R: Bühnen-Interview im Rahmen des Berliner Höspielfestivals 2019 (Foto: Golo Föllmer )

Hörempfehlungen

VERABREDUNGEN MIT DEM WESEN DER ZEIT (Vier Teaser zum Audiofeature, Herbst 2023)
DIE NACHT, DAS BROT UND DIE LIEBE (Hörspiel, Jänner 2022)
MAHMOUD UND DIE KUNST DES KOPIERGESPRÄCHS (Radiofeature, Jänner 2020)

Siehe auch: Projekte / Projektarchiv

Mit Feder, Luft und Linse unterwegs

Zu weiteren Projektmodulen:
Lese-Performance Traumbilder eines Grönlandwals
CODEX KEDUBE – ein Kunstbuch
Artikel auf der Initiative DAS SPRECH


Zyklus 1: Künstlerische Synchronisationen

Nach dem Performance-Start von Traumbilder eines Grönlandwals wird das gecko art-Team 2025 explorativ ausschwärmen. Ausgewählte Orte, Bauwerke, Objekte, Außen- und Innenbereiche werden zu Stationen für schöpferische Prozesse. Dies geschieht im Team und gemeinsam mit interessierten Teilnehmenden. Orte des Alltags können sich aus ihrer Zweckbindung lösen und zu künstlerischen Koordinaten möglicher Szenarien werden: Man hält inne, bremst den Zeitfluss und lässt die Umgebung auf sich wirken. „Narrenkastl is everywhere“ lautet die Devise. Sinneseindrücke mutieren vor dem geistigen Auge zu Gemälden, Zwischen- und Spielräume tun sich auf. Gedankenfetzen münden in Beschreibung, Erzählungen oder Poesie. Skizzen, Bildwerke oder Melodien von Szenerien können entstehen.
Betreffs Teilnahmemöglichkeiten ersucht gecko art um Kontaktaufnahme.


Sprech-Wege und eine grundsätzliche Frage

Auf den Weg gebracht (im wahrsten Sinne des Wortes) wird die Frage Wie leben?. Ihr Format heißt „Mobile Gesprächsrunde“, denn Gehen und Sprechen passen wunderbar zusammen. Man durchwandert Stadtraum oder Landschaft und lässt sich von der Eigenart der Orte an den Wegrändern inspirieren. Man diskutiert, mutmaßt, spekuliert und erfährt die Vorzüge der Welt des Zu-Fuß-Gehens. Man wagt, die Frage WIE LEBEN? sich selbst zu stellen und in eine Runde zu werfen. Die irreversible Suche nach dem richtigen (und nicht bloß nach dem gutem) Leben wird eröffnet.

Nächster Termin: FR, 04. Juli 2025, 16.00 – 18.00 Uhr
Mobile Gesprächsrunde „Wie leben, ohne mindestens einmal am Tag …“
Treffpunkt Ideenlandebahn, Aegidigasse 3, 1060 Wien
(!) Beschränkte TN-Zahl – Anmeldung unbedingt erforderlich -> KONTAKT

Ästhetische Erkundungen und das Doppelleben der Dinge

Jeder Ort – oder jeder Zeitpunkt – kann nicht nur als Notwendigkeit, die das Hier & Jetzt vorgibt, gesehen werden, sondern sehr wohl auch in größerem Zusammenhang als Teil der unermesslichen Weiten des Universums. Künstlerische Blickwinkel fassen beides ins Auge und pendeln mitunter hin und her, sie überbrücken Gegensätze und erschaffen neue Verbindungen. Dabei werden Wirklichkeiten „szenisch umarmt“ und schöpferisch umkreist. Es sind Versuche von Synchronisationen mit Orten, mit Objekten und Szenerien. Vor allem aber wird dem Wunsch nach Ruhepunkten, nach Stille, nach „offenen Zeitlöchern“ Form und Ausdruck verliehen.

FEDER, LUFT & LINSE und sein dramaturgisches Moment

Ein Beispiel: Was, wenn geschriebene, gespielte Theaterrollen sich von ihren Szenenauftritten lösen oder wenn eine Rolle frei durch den Raum schwebt und neue menschliche Individuen sucht, in die sie kurzerhand „einfährt“? Eine Königin am Hauptbahnhof, ein Handlungsreisender auf der Parkbank, eine Ente am Dach des Parlaments, ein Satyr an der Supermarktkassa – diese oder ähnliche Dramolette könnten von einer Feder, Luft & Linse-Gruppe in Szene gesetzt werden. Mit Gesten, Bewegungen und Posen wird nach einem neuen, dem jeweiligen Ort angemessenem Stück (play) gesucht. Dies ist der Konjunktiv der Gruppe: eine Voraus-Erscheinung als Behauptung, die der Wirklichkeit vorauseilt und Zukunft in sich trägt.

Aktivitäten – im „CODEX KEDUBE“ vorbeschrieben – und nachbeschrieben

Dem Konzept von MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS liegt der CODEX KEDUBE zugrunde, ein Kunstbuch von Walter Kreuz. Darin werden zehn „Traumbilder eines Grönlandwals“ vorgestellt, die in Auszügen gemeinsam mit Evelyn Blumenau als szenische Leseperformance aufbereitet wurden. Zu hören bzw. zu lesen sind partizipativ-poetische Visionen zur menschlichen Wahrnehmung und deren innewohnendem künstlerischen Potenzial. „Die Beschreibung der Welt“, „Die Zeit und ihre Stücke“, „Das Ur-Laub oder Eine Fastastische Suche“, „Wie leben, ohne mindestens einmal am Tag“ u.v.a. verstehen sich als Rückblick auf gecko art-Dialogprojekte der letzten 30 Jahre, die unter der Mitwirkung von Personen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen realisiert wurden. Die Überschrift des neunten Traumbilds im CODEX KEDUBE („Mit Feder, Luft & Linse unterwegs“) gab dem Projektzyklus seinen Namen.

TRAUMBILDER EINES GRÖNLANDWALS

Zu weiteren Projektmodulen:
CODEX KEDUBE – ein Kunstbuch
Zyklus MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS
Artikel auf der Initiative DAS SPRECH


Lese- und Soundperformance rund um ein handschriftliches Textunikat namens CODEX KEDUBE

…… was träumt ein Säugetier, das mehr als zwei Jahrhunderte lang leben kann?
…… eine künstlerische Lesung will diese Frage mit Text- und Klangstücken umkreisen.
…….es ist die Suche nach Zukunft und ihren spekulativ-schöpferischen Komponenten.
…… ihnen soll auf literarisch-performative Weise Tür und Tor (UND OHR!) geöffnet werden.

DIE PERFORMANCE – Zukunft und ihr Wummern

In ihrer Lese-Performance fügen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz der Erdgeschichte ein spekulatives Kapitel hinzu: Die träumende Hauptdarstellerin darin heißt KEDUBE und ist eine fiktive Unterart des Grönlandwals, der als einziges Säugetier weit über 200 Jahre alt werden kann. In der Erzählung kann KEDUBE jedoch mehr: Sie fängt im Halbschlaf ein „menschliches schöpferisches Wummern“ aus der Zukunft auf und gibt sich schwimmend ihrem außergewöhnlichen Gefühl für Zeit hin, erzeugt Visionen, in denen Langsamkeit und Genügsamkeit den Ton angeben.

In der Performance mit Elementen eines Live-Hörspiels geht es um Bewusstwerdung von Orten, die „bewartet“, um Denkspuren, die in der Stadt gezogen werden. Es ist eine Beschreibung von theatralisch-philosophischen Interventionen im öffentlichen Zukunftsraum, von wohltuender Reduktion und von quotenfreie Zonen. Umrahmt wird die szenische Lesung mit zugespielten Soundtracks und Lauten, die dem Grönlanwal nachempfunden sind. Der Performance-Text ist dem CODEX KEDUBE entnommen, einem handgeschriebenen Kunstbuch von Walter Kreuz, das im Rahmen der Veranstaltung präsentiert wird.

Das Performance-Projekt ist Teil des gecko art-Zyklus MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS. Ihre Première fand im Rahmen der Literatur Biennale im Wiener WUK im September 2024 statt, weitere Stationen waren die Büchereien Seestadt-Aspern, Pannaschgasse, Pappenheimgasse (Okt/Nov 2024), die Bibliothek der Akademie der Bildenden Künste Wien (Dezember 2024) sowie die Haydn-Bibliothek im Alten Kloster in Hainburg a.d. Donau NÖ (April 2025).

NÄCHSTE PERFORMANCE-TERMINE

DO, 12. Juni 2025, 18.30 Uhr
Bücherei im Bildungszentrum Simmering
Gottschalkgasse 10, 1110 Wien

FR, 04. Juli 2025, 19.00 Uhr
Ideenlandebahn
Aegidigasse 3, 1060 Wien


4.12.2024: CODEX KEDUBE in der Bibliothek der Akademie der Bildenden Künste Wien.
Grönlandwal-Lese-Performance des gecko art-Duos, das ausgewählte Traumbilder
aus dem Kunstbuch in den Raum schwingen lässt (Fotos © Sarah Tasha)

DAS WESEN DER ZEIT & Co – Performative Vorprojekte von gecko art

Der neuen Performance sind seit 2019 bereits mehrere Pilotprojekte (von bzw. in Kooperation mit gecko art) vorausgegangen, u.a. HIER SPRICHT ZEIT, SLOW MOTION ZONES, FUTURE LINES oder das mehrstufige Projekt GRAMMATIK DER STILLE, welche im November 2023 als „begehbares Audiofeature“ im Wiener Theater Spielraum präsentiert wurde. Den Mittelpunkt dabei bildete „Das Wesen der Zeit“, welches auf einem 6qm Meter-Gemälde dargestellt war und als Vorlage für die KEDUBE diente. In ihrer über 30jährigen Projektgeschichte war es Evelyn Blumenau und Walter Kreuz stets ein Anliegen, künstlerisch-theatralische Konzepte als Modell-Experimente für zukünftige Wirklichkeiten zu sehen. Übrigens: Die Traumbilder eines Grönlandwals (d.h. die Buchkapitel) beziehen sich thematisch und inhaltlich auf jeweils durchgeführte gecko art-Projekte aus dem Zeitraum 2000 bis 2014. In diesem Sinne wird der Grönlandwal jedenfalls so lange träumen, bis sein schöpferische Wummern zum Alltag wird …

HÖREN, WAS SIE SPIELEN – Mit szenischen Audiofeatures unterwegs

Als Schreib-Duo entwickeln entwickeln Evelyn Blumenau und Walter Kreuz eigenständige Textinszenierungen, in denen Stimmen, Wort und Klang die Hauptrollen spielen. Nicht ohne Grund werden sie als „Hörspieler:innen“ bezeichnet. Da beide Akteur:innen vom Theater kommen, sind ihre vorgetragenen Texte meist gestaltet. Sprechrollen werden eingenommen, sprachspielerische und szenische Elemente einbezogen, Klänge und Sounds zugespielt oder an gecko art-Klangobjekten live erzeugt. – HÖRPROBEN aus GRAMMATIK DER STILLE

CODEX KEDUBE – ein Kunstbuch

Zu weiteren Projektmodulen:
Lese-Performance Traumbilder eines Grönlandwals
Zyklus MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS
Artikel auf der Initiative DAS SPRECH


Ein Langlebe-Meeressäuger schwimmt auf und träumt vor

Was wäre, wenn es eine unentdeckte Unterart des Grönlandwals gäbe, welche „KEDUBE“ hieße und die imstande wäre, Zukunftsvisionen menschlicher Kreativität vorzuträumen? Es ist Frühsommer 2024: Walter Kreuz ist vom Grönlandwal, dem Wesen mit höchster Lebenserwartung unter allen Säugetieren, so begeistert, dass daraus ein Text entsteht, der wie ein Film zu fließen beginnt. Darin sind es zehn Bilder, die der Meeresriese schwimmend durchträumt – oder besser, zehn lyrische Momentaufnahmen zu „Suffizienz„, zum Gespür für das eigentlich Notwendige, das gerademal Ausreichende.

Evelyn Blumenau hat, von den Tonalitäten des Grönlandwals inspiriert, bereits zwei Jahre zuvor ihre Stimme spielen lassen und Paraphrasen auf Walgesänge der Nordmeere komponiert. Dieses Tonwerk mit dem Titel „Moment der Eigenprägung“ gibt schließlich den Ausschlag: Wenn also eine „KEDUBE“ existierte, die sich auf intensive Weise lautmalerisch einbringt, dann müßte die KEDUBE-Erzählung auf ganz einzigartige Weise festgehalten werden. Der Autor greift zu Tinte, Tusche, Papier, Faden, Holz & Co und bringt seinen Text – die „Traumbilder eines Grönlandwals“ – in einem sechswöchigen Akt in Buchform. Buch plus Tonwerk plus gecko art-Duo plus Inszenierung ergeben dann ab Oktober 2024 die Synergie: eine mobile Leseperformance.

Federschrift, rauhes Papier, Bindfaden, Farbe, Holz und Leim …

… waren die wichtigsten Mittel, um den 86seitigen Grönlandwal-Text in ein künstlerisches 30×40 cm-Buchformat zu bringen. Im Herstellungsprozess wurden Schrift und Materialien zu „Verbündeten“ der Erzählung. Der Gebrauch der Feder entwickelt dabei mitunter eine Eigendynamik und Strich-Choreografie im teils abrupten Wechsel zwischen Schreibart, Wortstreifen, Illustrationen und Umrandung. Verarbeitet wurden u.a. aquarelliertes Zellstoffpapier, Tinte, Tusche, Acrylfarben, Ölfarben, Blattgold, Blattkupfer, Bindfaden, Bergkristall, Segelleinen, Karton, Pappelholz. Beim Zusammenfügen der Teile kam ein spezielles Leimverfahren mit Spannschnüren zur Anwendung.

Zehn Traumbilder und zehn Ausgangspositionen …

… für Möglichkeitsformen einer gelebten Zukunft schweben KEDUBE vor, während sie im sanften Wellenspiel Grönland umrundet, wobei es zu denkwürdigen Aug in Aug-Begegnungen mit grönländischen Fischern kommt, bei denen alle Harpunen in den Halftern bleiben und wodurch die Traumbildern weiterlaufen können. Und am Ende der Erzählung lässt KEDUBE eine freudige Botschaft verlauten, die mit einer Insel am anderen Ende der Welt zusammenhängt. Ihr Name ist Rarotonga. Mehr soll dazu nicht verraten werden. Stattdessen werfen wir einen Blick in die Kapitel von KEDUBES Träumen.

Traumbild eins / DER EINSTIEG IN DIE PERMANENTE BESCHREIBUNG DER WELT
Das Jahr zweitausendund-[rrr:ts]-unddreißig steht im Zeichen der SPRACHE

(…) An allen Ecken und Enden – auf Plätzen, an Häuserfassaden entlang, durch die Schluchten der Straßen, an Fluss- und Seeufern, über Felder, Wiesen, bewaldete Hügel, unterwegs auf eigenen Füßen, mitunter von helfenden Händen gerollt oder getragen – bewegen sich Sprech- und Gehgemeinschaften. Es ist der Einstieg in eine Suche, die so alt ist wie die Menschheit selbst (…)

Traumbild zwei / MUT ZUR SCHWÄCHE UND DAS MENSCHLICHE FESTIVAL
Das Jahr zweitausendund-[schbbbb]-undvierzig steht im Zeichen des TANZES

(…) Menschen können – oder können nun wieder – schwach sein, auch wenn sie damit an den Grundfesten der Evolution nagen. Menschen sind vielmehr die Ausnahme: Sie können auch den nicht-fitten Individuen unter ihnen ein würdiges Leben ermöglichen. Deshalb kann das Herumirren in dieser Welt und das Zweifeln an ihr und an sich selbst getrost tänzerische Formen annehmen (…)

Traumbild drei / DIE ZEIT UND IHRE STÜCKE
Das Jahr zweitausendund-[zzzz]-undfünfzig steht im Zeichen des DOPPELKEGELS

(…) Das Ausloten des Gegenwartspunkts gelingt am besten in einer Art Freeze-Position. Man wähnt sich an der unendlich kurzen Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft – und versucht, diese Scheide der Zeit zu spüren. Der Gegenwartspunkt ist gleichzeitig die Spitze eines Kegels der Vergangenheit und der tiefste Ort eines Trichters der Zukunft. (…)

Traumbild vier / DAS WARTEN UND DIE BEWARTUNG
Das Jahr zweitausendund-[frst]-undsechzig steht im Zeichen der DINGE

Besonders in Hochkulturen, ihren Festungen und ihren Städten wehrte man sich gegen jeden Versuch einer Synchronisation mit den Dingen und beschleunigte deren Lauf zu einem Rennen, mit dem die Zeit nicht mehr schritthalten konnte. Gruppen bewarten die Wucht von Schreckensmeldungen, das Fett der Schlagzeilen, die Autorität der Bilder und die vage Angst, die sie zu verbreiten trachten (…)

Traumbild fünf / WIE LEBEN, OHNE MINDESTENS EINMAL AM TAG … ?
Das Jahr zweitausendund-[ggbm]-undsiebzig steht im Zeichen des LEEREN SPIEGELS

(…) Wie also leben? Wie leben können, wie den Chianti Classico in der schlanken Tulpe halten, wie das Glas erheben, wenn sich Stimmen erheben und zukunftshungrige – und hungrige – Menschen im vermeintlichen Anderswo die Triebe des Reichtums zur Zündung bringen? Wie leben können, wie die Angebotspalette erlernen und evident halten, bevor jegliches Bedürfnis entsteht (…)

Traumbild sechs / DAS UR-LAUB oder EINE FANTASTISCHE SUCHE
Das Jahr zweitausendund-[kbmm]-undachtzig steht im Zeichen des MILLIMETERS

(…) Man will einfach nicht mehr zur Economy- oder Charter-Sardine schrumpfen und an den dümmlich inszenierten Kabinenritualen der Luftfahrt teilnehmen. Die Falschwelten der Airports dieser Welt konnten sie einfach nicht mehr übertünchen. Denn der Ruf der Ferne ertönt sehr wohl auch aus unmittelbarer Nähe. Das Ur-Laub stellt diesem Lockruf der Ferne die Zuflüsterung der Nähe entgegen (…)

Traumbild sieben / STIMMEN UNTER STERNEN
Das Jahr zweitausendund-[qwtp]-undneunzig steht im Zeichen des POETISCHEN FIRMAMENTS

(…) Höchste Zeit, um Nächte rund um den Globus zu tönenden Zeitbögen des Schreibens und Sprechens auszurufen. Eine Wolkenlosigkeit am Tag steigert die Vorfreude auf den Lichtwechsel der Dämmerung und weckt die Poetinnen und Poeten in den Menschen. Man improvisiert oder liest seine Texte in die Sternenpracht hinauf. Man flüstert, brummt, brüllt, rapt, zischt (…)

Traumbild acht / DIE KUNST DES TRANSPORTIERENS
Das Jahr zweitausendeinhundertund-[rkrk] steht im Zeichen eines NICHT ENDEN WOLLENDEN WEGE-NETZES

(…) Transporte werden allemal zu Performances, die von Trommlerinnen und Trommlern begleitet werden. An ihren hohen Hüten sind sie von weitem auf den Straßen, Gassen, Wegen erkennbar, auf denen kunstvoll festgezurrte Dinge weiterbewegt werden. Man zieht oder schiebt sie auf zwei- bis vierrädrigen Karren oder Schlitten, trägt sie auf Pritschen oder Sänften, bewegt sie Schritt für Schritt durch den Raum (…)

Traumbild neun / MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS (*)
Das Jahr zweitausendeinhundertund-[gtgt]-undzwanzig steht im Zeichen der MÖGLICHKEITSFORMEN

(…) Ist Wasser der Schlüssel zum Bewusstsein? Um Festland-Überlagerungszustände auszutesten, braucht es nicht jedesmal große Hallen für aufwendige Experimente. Die Möglichkeitsform der Zeit schreit förmlich nach ihrer ressourcenschonenden Erprobung. Die Menschen wollen in einer Atmosphäre der Leichtigkeit und Freude spekulieren (…)

Traumbild zehn / GRENZENLOSES SCHÖPFERISCHES WUMMERN
Das Jahr zweitausendeinhundertund-[piupiu]-unddreißig steht im Zeichen des SINFONISCHEN DENKENS

(…) Es ist, als spielte man bei einer Sinfonie mit, deren Orchestergröße unüberschaubar ist und sich wohl um den gesamten Erdball zieht. Alle, die daran beteiligt sind, vereint ein Moment, den sie zu verschiedenen Zeiten durchlaufen haben – nämlich der Moment vor jeglicher Zustimmung, Willfährigkeit und Zugehörigkeit (…)

__________________
(*) Die Überschrift des neunten Traumbilds im Buch – MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS – wurde auch zum Titel des Projektzyklus 2025, welcher Buch und Performance um „künstlerische Ausschwärmungen“ erweitert. Das Buch-Unikat begleitet die Lesenden bei ihren Performance-Auftritten und bietet Besucher:innen und Interessierten ein haptisches Leseerlebnis. Buchberührungen (wie sie in Bibliotheken ständig stattfinden) oder typische Geräusche des Blätterns (die an die Lebendigkeit des Papiers erinnern) ereignen sich an einem Buchexemplar, das es nur ein einziges Mal gibt. In diesem Sinne sind alle eingeladen, den Codex Kedube als eine von vielen möglichen Kunstformen für Text-Unikate kennenzulernen.

Audioproduktionen zu GRAMMATIK DER STILLE

Anhören von Audioauszügen
Ansehen der Audiovisionen

Für GRAMMATIK DER STILLE, ein Projekt der Initiative DAS SPRECH, erarbeitete das Duo Blumenau/Kreuz im November 2023 die künstlerischen Medienmodule (alle Audiobeiträge und Audiovisionen). GRAMMATIK DER STILLE war ein interdisziplinäres Projekt, welches bildnerische, auditive, performative und literarische Kunstformen miteinander verbunden hat.

Im Mittelpunkt standen die Thematiken „Stille, Immanenz und Wahrnehmung als künstlerischer Akt“ und deren aktive – und partizipative – Ausgestaltung. Konkret ging es um die Vertonung eines Bildwerks (4×1,5m), um dessen „Bildklang“ (durch Evelyn Blumenau) und „Raumklang“ im Präsentationsareal (durch Walter Kreuz). Weiters stellte gecko art eine Medienstation mit auditiven und audiovisuellen Dokumentationen zur Verfügung, deren Produktion ebenfalls die die beiden AudiokünstlerInnen durchgeführt wurde.

Auf welche Weise Momente der Stille und der Akt der Wahrnehmung zusammenhängen, konnten Personengruppen im Stadtraum „by doing“ erforschen. Auf diese empirische Phase folgte – unter Einbeziehung aller Outdoor-Ergebnisse – eine mehrtägige Präsentation rund um das oben erwähnte Bildwerk, welches die Zeit als „Wesen“ darstellte. Daraus ergab sich auch der Untertitel zum Projekt: „Verabredungen mit dem Wesen der Zeit“ – eine Formulierung, die auch zum Untertitel des 80minütigen Audiofeatures wurde, das in vier Teilen („Loops“) als Raumklang fungierte und zum Hinsetzen und Zuhören einlud.

Zur Projektseite am SPRECH-Web

Bei Anfragen und Interesse: DAS SPRECH / Kontakt

WIE LEBEN – Poetisch-visionäre Audiostücke in progress

> ANHÖREN DES PROJEKT-TEASERS

DAS „ETWAS“, DAS DIE FRAGE STELLT

WIE LEBEN versteht sich als Reaktion auf die Ereignislage der Gegenwart (Pandemie, Krieg, Klimawandel). Die Frage kann auch ausgelagert werden: Nicht der Mensch ist der Fragende, sondern all jenes, was ihn umgibt, das er um sich herum wahrnimmt oder nutzt oder geschaffen hat (jenes, das er zum Leben, zum Überleben, zum Weiterleben braucht, erfunden, gebaut oder gegründet hat, es betreibt, wartet, erneuert, verbessert).
So kann ein von Menschenhand gefertigter Gegenstand ebenso die WIE LEBEN-Frage stellen wie ein Natur-Areal, eine soziale Errungenschaft, ein Lebensbereich, eine Kulturtechnik, ein Wetterphänomen, eine Weltanschauung, ein gesellschaftlicher Aspekt und vieles mehr.

PERFORMANCES UND MOBILE GESPRÄCHSRUNDEN

In performativem Setting jedoch schlüpfen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz selbst in die Rolle der Fragenden. Seit 2012 gastieren sie mit ihrem szenisch-pantomimischen Leseprogramm und Soundeinspielungen an unterschiedlichen Wiener In- und Outdoororten. Wie leben? – das ist die Generalfrage mit einer gehörigen Portion Selbstkritik und Leberschau einer in sich selbst verliebten Ersten Welt“. Auch im CODEX KEDUBE, dem gecko art-Kunstbuchunikat, wird sie in einem Kapitel auf poetische Weise erörtert.

… „Nichts, keine Salbe hilft bei der „Diagnose Leben“, keine Algorithmen, keine erlernbaren Techniken, keine Traditionen, keine Religionen, keine Prinzipien verhindern den AUSBRUCH VON LEBEN“ …
(Aus dem Performance-Text)

(Fotos: Georg Oberweger)

Wie leben? – das ist nicht die Frage nach dem guten und bequemen Leben, es ist die Suche nach dem „richtigen Leben“. Im Rahmen von mobilen Gesprächsrunden sind interessierte Personen eingeladen, bei gemächlichem Schreiten – im peripatetischen Sinne – sich über unterschiedliche Formen der Lebensgestaltung kritisch-philosophisch auszutauschen (siehe auch Projektzyklus ‚MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS‚).

VOR-LEBEN

Seit gut 10 Jahren zieht sich das „WIE LEBEN?“-Thema durch die Projekte der Gruppe gecko art. Begonnen hat das Künstlerduo damit 2012 mit einer Live-Performance und der in Szene gesetzten Frage WIE LEBEN, ohne*ohn mindestens einmalemal am Ta*ag? Unterschiedliche Audioarbeiten folgten und legten Schritt für Schritt auch die Grundspur für ein partizipatives Konzept des Antwortens, des Entgegnens, des Wort-Ergreifens – und des textlichen Festhaltens durch Personen, die zur Mitarbeit eingeladen werden.

Nicht nur Peter Handke hat in seiner „Chronik der laufenden Ereignisse“ 1971 die WIE LEBEN-Frage“ formuliert (Suhrkamp, Frankfurt/M 1971, ISBN 978-3-518-36503-8, S 10ff). Für das gecko art-Team war es die Auseinandersetzung mit dem „Arabischen Frühling“ 2012, aus welcher zunächst „WIE LEBEN, ohne*ohn mindestens einmalemal am ta°ag“ als Textheft hervorging. Inspiriert wurde der Text aber auch von Marc Aurel , der im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung den Gedanken der „Sorge um sich selbst“ ausführte – und diese „Sorge“ war keineswegs eine Sache von Eitelkeit oder Arroganz, sondern es war zelebrierte kritische Selbstbetrachtung als eines der zahlreichen Erfordernisse einer ethischen Lebensführung.

Audio Samples partizipativ

Beschreiben, berichten, betönen

Ob in der Gruppe, zu zweit oder allein – Die Beschreibung von Orten, Zuständen, Erfahrungen kann als partizipative Kulturtechnik gesehen werden. Ausgewählte Projekte des gecko art-Teams ermöglichen den teilnehmenden Personen, Statements mittels Sprachaufnahme und Verschriftlichung zu gestalten und in ein performatives und audiokünstlerisches Gesamtwerk einfließen zu lassen. Aus diesem Grunde arbeitet gecko art an seinen Projekten meist mobil mit einem „Studio aus dem Koffer“ in allen möglichen Settings (siehe auch audio vor ort).

Zwischentöne werden hörbar

Aufnahmegerät in die Hand, und los geht’s. gecko art gestaltet mit Einzelpersonen und Gruppen Gesprächsspaziergänge, „Sprech-Opern“, Interviews, musikalische Szenen oder Sprechperformances. Ob visionäre Gedanken, poetische Beiträge, sprachlich-bizarre Abbildungen der Gegenwart, Erfahrungsberichte, Reflexionen – die Formate für Sprechaufnahmen sind nahezu unerschöpflich.

Was bleibt

Sich selbst abseits von Smartphone, social media und einer Unzahl von Anwendungen in einem ästhetisch-informativen Audiowerk wiederzufinden, ist für viele Menschen noch ungewohnt (insgesondere, wenn es sich um mehr als bloße Interviewbeiträge oder Kommentare handelt). Genau dort setzen die gecko art-Projekte an. Sie fokussieren auf Eigenprägung und künstlerische Prozesse von Einzelpersonen und Gruppen. Konzipieren, proben, aufnehmen und veröffentlichen. So entstehen Audio-Gesamtwerke mit Menschen und unter Menschen. Viele Köche verderben eben doch nicht den Brei.

Die Hörbeispiele (Link zu den Audio-Auszügen) sind eine Auswahl von Beiträgen, die rund um folgende Audioprojekte von gecko art entstanden sind:

Engel 3.0 – dreh dich um und schrei (Live-Hörspiel, Wien, 2016/17)
Sag’s vielen … vielen! Die Ahnungen der Bertha von S. (Live-Hörspiel, Wien, NÖ, OÖ, 2018/2019)
(k)EINE Zeit fürs Ehrenamt (Live-Hörspiel, NÖ, 2019)
Sekundenbruch-Performance (i.R.d. Kunstprojekts ‚Zeit lassen‘, Stmk, 2019)
Hier spricht Zeit (Live-Hörspiel, Wien, 2019)
home/outdoor-reporting (Audioprojekt und Ausstellung, NÖ, 2020)

Audiojahr 2021 – ein kurzer Überblick

Audioarbeit mit Integrationshintergrund, Radiopreis
und künstlerisch-wissenschaftliche Radiofeatures

Art4Science ON AIR„, eine Radio- und Podcastreihe zum interdisziplinären Projekt Art4Science des St. Anna Kinderkrebsforschungsinstituts in Wien, ging nach Erstellung des Projektpodcasts ab Februar mit regelmäßigen Sendungsterminen on air. Die Reihe dokumentierte den Gesprächsprozess zwischen internationalen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen bis ins Jahr 2022 hinein. Aufgenommen wurden die Radiofeatures im Rahmen von Gesprächsspaziergängen mit eingeschalteten Aufnahmegeräten, und zwar vom Stil her angelehnt an eine Studio-Livesendung, allerdings in bewegter Form als Outdoor-Mitschnitt unter jeweils 4 oder 5 SprecherInnen. Die Produktionen wurden von Evelyn Blumenau und Walter Kreuz in Kooperation mit dem Verein DAS SPRECH durchgeführt. Für das Radioprojekt „Mahmoud und die Kunst des Kopiergesprächs“ wurde gecko art mit dem „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ im Radiokulturhaus Wien ausgezeichnet (ORF-Aufzeichnung der Verleihungsfeier siehe HIER).

Interne Konzeptionsphasen und Hörstationen-Bau,
Sprache als Fokus und Sprache als transformierte Wahrnehmung

Auch wenn die Pandemie – trotz anderslautender Ansagen gewisser Regierungsspitzen – noch lange nicht vorbei sein würde, nahm die Entwöhnung von Videokonferenzen langsam Fahrt auf. Man plante wieder – am Papier mit Bleistift oder im Präsenzmodus mit KooperationspartnerInnen. Für das gecko art-Team bedeutet eine Konzeptionsphase stets ein „back to the roots“, und dies bedingt, auf gesprochene und geschriebene Sprache und deren Gestaltungsmöglichkeiten zu fokussieren. Das digital-technische Brimborium wird dabei als Mittel zum Zweck deklariert. Innerhalb partizipativer Audioprojekte hatte die Verwendung von digitalen Stimmaufnahmegeräten mit nur einem einzigen, wirklich wichtigen Knopf das Ziel, sich in Sprachideen und Sprechakte unterschiedlichster Formen zu vertiefen. Somit war die Kulturtechnik des Beschreibens mit minimalster technischer Unterstützung wieder zum Kernpunkt partizipativer Audioprojekte geworden, wobei auch der Bau von neuen physischen Hörstationen weitergeführt wurde. Und immer wieder rücken die regionalen und internationalen Ausstellungshäuser in den Mittelpunkt der künstlerischen Zusammenarbeit. Seit 1993 hat sie das gecko art-Duo im Blick (und im Ohr), belebt sie mit Sprache und verwandelt sie in Sprache.

Der Dialog mit den Objekten eines Museums
und die Einkleidung der Dinge durch Sprache – Kritik und Widerspruch inklusive

Gemeinsam mit der Kulturvermittlung des Volkskundemuseum Wien entwickelte das gecko art-Team das Projekt „Apropos Objekte„, welches BesucherInnen und interessierten Personen im Rahmen von Workshops ermöglichte, Stellungnahmen zu Ausstellungsgegenständen (und zu ganzen Schauräumen) mit den eigenen Stimmen aufzunehmen. Projektstart war November 2021, das Kommunikationsformat hieß infolge des Lockdowns zunächst wieder einmal „Videokonferenz“, wobei die Objekte in fotografischen Formaten online verfügbar gemacht wurden. Die Datenströme des Outputs bestanden aus selbstgetätigten Stimmaufnahmen an eigenen smarten Geräten und deren Übermittlung an die Projektredaktion, die für Audioschnitt, Mastering und Veröffentlichung als Podcastbeiträge und Radiosendungen verantwortlich war. Die Stimmaufnahmen vor den Originalen vor Ort führten zu weiteren vertiefenden Betrachtungen und konnten erstmals in den Workshops des Folgejahres realisiert werden.

Audiojahr 2020 – ein kurzer Überblick

Audiodaten im Austausch,
Krems-Wien im Online-Modus und Audio vor Ort

Auch die Projekte der Gruppe gecko art konnten die „Pandemie-bedingte“ Änderung zahlreicher Kommunikationsflüsse nicht umschiffen. So wurden Audiobeiträge für die Kunstmeile Krems auf den Datenautobahnen losgeschickt, ehe sie an den vorgesehenen Orten abgerufen und in Podcastsammlungen nachgehört werden konnten. Die Orte waren das Karikaturmuseum (Podcast zu „TU FELIX AUSTRIA“) sowie die Landesgalerie NÖ, beide in Krems. Obwohl der „Online-Modus“ bereits mit dem „Präsenz-Modus“ zu konkurrieren begonnen hatte, konnte das mobile Audio-Equipment des gecko art-Duos für ein zweitägiges Hörspielprojekt am Freien Radio Freistadt (OÖ) aufgebaut werden („reverse track“ nachzuhören HIER). So auch in Scheibbs (NÖ), wo gecko art einen Workshop durchführte, der im Rahmen der Reihe (k)EINE ZEIT FÜRS EHRENAMT in Kooperation mit den BhW NÖ stattfand (Audiovision nachzusehen HIER).

Der wundersame Sommer 2020,
seine Luft, seine Sprechspuren und Zeitlupen-Wege

Um die Luft zu feiern, präsentierte das gecko art-Duo sein erstes Freiluft-Livehörspiel „Die Luft dieses Sommers„. Die HörspielerInnen performten auf einer Bühne inmitten einer Grünfläche des Neubauer Gürtels in Wien sowie im Rahmen des Seestadt-Fests in Wien-Aspern. Dass auch die simple Fortbewegung auf eigenen Beinen Performance-Charakter hat, erwies sich in den Aktionen der „Slow Motion Zones“ des Duos: In Kooperation mit der Initiative space and place verlangsamte man das Gehtempo, verwandelte die Gangart in minimale Bewegungsabläufe und genoss – nach dem ersten großen Lockdown – den städtischen Wahrnehmungsraum in Zeitlupentempo. Im Mittelpunkt des Podcastprojekts „home/outdoor reporting“ stand wiederum der unmittelbare, den Menschen umgebende Wahrnehmungsraum – indoor wie outdoor. In Kooperation mit dem Forum Schloss Wolkersdorf hatten interessierte Personen und Gruppen die Möglichkeit, den Ort Wolkersdorf mit eingeschalteten Aufnahmegeräten zu beschreiben und zu kommentieren. Zu Herbstbeginn wurde im Schloss ein Audioraum für die Präsentation des Projekts zur Verfügung gestellt.

Distance-Recording
und das Radiostudio auf eigenen Füßen

Die Reduktion der Möglichkeiten in Pandemiezeiten macht mitunter erfinderisch, sofern die Projektteilnehmenden diese Erfindungen gutheißen und mit eigenen Gesprächsbeiträgen mit Sinn erfüllen. Dies war bereits bei den ersten Sendungsaufnahmen von „Art4Science ON AIR“ der Fall. Es entstand eine Radio- und Podcastreihe zum interdisziplinären Projekt Art4Science des St. Anna Kinderkrebsforschungsinstituts in Wien. Mit der Audiokomponente wurde das Format „Gesprächsspaziergang“ aus dem gecko art-Projekt TEXTSTRECKENNETZ WIEN von 2015 weitergeführt und von Evelyn Blumenau und Walter Kreuz sukzessive zu einer Outdoor-Radiokomponente ausgebaut. Apropos Radio: Sendungen gingen auch aus unterschiedlichen Kunstvermittlungsprojekten in berufsbildenden Bereichen hervor – dank oder trotz zahlreicher Videokonferenzen.

Von der Sehnsucht nach Normalität und anderen Hemmschuhen

Normalität – der löchrige Hemmschuh für Innovation

Wollen wir wirklich nur auf „bessere Zeiten“ oder auf eine „gewohnte Normalität“ warten? Nichts hindert uns daran, den Veranstaltungsgedanken weiterzuentwickeln – und dabei auch Formate zu kreieren, die in einem „mixed mode“ aus ONLINE und PRÄSENZ durchgeführt werden können. Das gecko art-Team konnte von März bis Dezember 2020 durch best practice feststellen, dass die Erreichbarkeit des Publikums dabei in keinster Weise geschmälert wurde – im Gegenteil, die partizipativen Werke wurden umfangreicher und differenzierter in ihren Aussagen. Was fehlte, waren die obligaten Lächelfotos gespielter Fröhlichkeit dicht aneinander gepresster Projektteilnehmender. Aber darauf konnten wir schon vor der Pandemie verzichten.

 

Der Fernmodus und das Gefühl des Zusammenseins

Vor gut einem Jahr startete das gecko art-Team mit der Entwicklung spezieller partizipativer Projektmodule. Dies geschah in einem „kooperativen Fernmodus“ und mit der Absicht, durch die Bezugnahme auf allgemein menschliche Kulturtechniken ein Gefühl des Zusammenseins zu erzeugen. Dazu gehören SPRACHE, TEXT und weitere GEMEINSAME WERKE, die auf Sprache basieren. Der einzeln und eigenständig erschaffene künstlerische Beitrag einer Person wird mit den Beiträgen von anderen zu einem NEUEN GANZEN zusammengeführt. Dabei sind (je nach geltenden Bestimmungen) ALLE zur Verfügung stehenden Kommunikationsformen gefragt: Echtzeit-Begegnungen in Distanz, Gesprächswanderungen in Distanz, Telefonkommunikation (one-to-one-mode), Telefonkonferenz (more-to-more-mode), Videokonferenz (all-in-one-mode), Mailkommunikation, moderierter Online-Kommentaraustausch, Bluetooth bei Präsentationen, Radioprogramme mit feststehenden Sendezeiten, Audiostream on demand, gemeinsame Schriftwerke, Audiovisionen u.v.m.

In neuen Konzepten sollen die Bilder der Vergangenheit nicht zu den Vorbildern der Zukunft werden. Partizipative Kunstformen können gerade unter schwierigen Rahmenbedingungen eine Erneuerung erfahren, wenn man den Sinn von Kulturtechniken thematisiert, die allen Menschen innewohnen und ein Gefühl von Nähe erzeugen.

Die Magazin-Reihe FEDER, LUFT & LINSE der Gruppe gecko art erscheint seit 2009 in Printform oder online in anlassbezogenen Abständen (siehe auch Nr.18, Nr.17, Nr. 16, Nr.15, Nr.14, Nr.13, Nr.12, Nr.11, Nr.10 bzw. Nummern davor auf Anfrage).

AUSZEICHNUNG FÜR MAHMOUD-SENDUNG

Ein Funkeln in den Augen

Ein einfacher Kopierladen, den es seit über 20 Jahren nicht mehr gibt, kann heute noch ein Funkeln in den Augen derer auslösen, die ihn damals besucht hatten. Dies war einem ganz besonderen Menschen zu verdanken, der damals sein von Papierstapeln und Kartons vollgefülltes Geschäftlokal im Wiener Bezirk Josefstadt zu einem Ort verwandelt hatte, wo man als Kundin und Kunde im stressreichen Alltag Ruhe fand. Mahmoud, der Kopiermann, schaffte es, das Kopieren zur Nebensache und das Gespräch zur Hauptsache zu machen. Diesem ganz besonderen Menschen widmete das gecko art-Team im Herbst 2019 eine besondere Radioarbeit mit dem Titel MAHMOUD UND DIE KUNST DES KOPIERGESPRÄCHS, welche den RADIOPREIS DER ERWACHSENENBILDUNG 2020 erhielt.

Die Preisverleihungsfeier fand am FR, 26.02.2021 im RADIOKULTURHAUS statt (Aufzeichnung des Webstreams der Feier / Präsentation der Mahmoud-Sendung ab ca. 23:40).

In einer längeren Vorrecherche gelang es, mit ehemaligen KundInnen Kontakt aufzunehmen – Personen, deren Namen das Radioteam nicht einmal kannte und versuchte, in den Gassen der Josefstadt Leute anzusprechen, an deren Gesichter man sich erinnerte und mit denen gemeinsam man vor langer Zeit einen Kaffee neben einer der ratternden Kopiermaschinen Mahmouds getrunken hatte. Wenn man im Zuge dieser „kleinen Investigationen“ diese Personen auf Mahmoud angesprochen hatte, war es wieder da, dieses Funkeln in ihren Augen. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt war es klar, dass dieses Funkeln in „Radio“ übersetzt werden und der Versuch gewagt werden müsse, in einem nichtvisuellen Medium das Phänomen Mahmoud zum Leuchten zu bringen.

Es fehlen Orte – im Bezirk, in Wien, auf der Welt …

Die große Überraschung war, dass in vielen der Aufnahmen zur Sendung ein „Mangel“ thematisiert wurde, nämlich ein „Fehlen von Orten“, an denen man in ungezwungener Weise über sich und die Welt sprechen konnte und dabei nicht gleich mit einer hippen Speisekarte und einem aufgeblasenen Kaffeesortiment konfroniert wurde. So war das Erinnern an die „Mahmoud-Zeit“ für manche auch eine wehmütige Erinnerung und eine Bewusstwerdung des Veränderungsprozesses eines Grätzls. Es schien, als hätte man damals mit dem Betreten des Kopierladens eine andere Welt betreten, wobei es nicht darum ging, irgendwelche Kultur-Offenheiten zwischen Kairoer und Wiener Lebensart zu bemühen und zu erproben, sondern letztlich um eine wohltuende Ausgewogenheit zwischen Gespräch und Stille.

Die Stimme des Kopiermanns

Für die Sendung erhebt der fast 80jährige Mahmoud nochmals seine Stimme. Wieder ist es Erlebnis und Vergrügen gleichermaßen, ihm zuzuhören. Er spricht über seine Vergangenheit, über Erlebnisse und Erfahrungen während seiner Geschäftstätigkeit, aber auch über das Leben, über Glück und Unglück, über Religion und über den Tod. Manche, die seiner Stimme – und seiner Stille – lauschen, werden vielleicht an seine Kunst des Kopiergesprächs erinnert werden.

Siehe auch Audioproduktion: Weitere Infos, Link zum Teaser (in Kürze) und Link zur Gesamtsendung

Audiojahr 2019 – ein kurzer Rückblick

Ein zeitloses Phänomen namens ZEIT
und ein Live-Hörspiel ‚mit‘ Chronos, Hawking & Co

Die Thematik drängte sich geradezu auf: Wenn ein wenig Ruhe in die gestresste Gesellschaft einkehren und schauspielerische Methoden diesen Prozess unterstützen sollten, dann müsste die ZEIT selbst das Wort ergreifen können. Im Live-Hörspielzyklus HIER SPRICHT ZEIT (Autor: Walter Kreuz / Schauspiel, Komposition und Regie: Evelyn Blumenau) meldet sich ZEIT höchstpersönlich zu Wort. Was sie zu sagen hatte (und weiterhin hat) und wie das klang, war von September bis November 2019 im Rahmen von 4 Live-Hörspielveranstaltungen in Wien zu hören. Als live vorgetragenes Audiofeature verband das Programm Information, Audiokunst und Sprechperformance on stage – mit Unterstützung von Klanggeneratoren und Instrumenten. HIER SPRICHT ZEIT ist die 5. Live-Audioarbeit des gecko art-Duos (Wie leben/2012, Organion oder Das Ende des Aprils/2014, Engel 3.0 – dreh dich um und schrei/2016 und 2017, SAG’S VIELEN … VIELEN/2018). Da die Thematik ZEIT weit größer ist, als dass sie in einem feststehenden Programm erfasst werden kann, kreiierte das Künstlerduo im Vorfeld des Live-Hörspielzyklus Bühnenaktionen und partizipative Projekte, die thematisch verwandt sind. – Apropos Hawking: „Wie klingt ein Schwarzes Loch?“, fragte das Berliner Hörspielfestival in der Wettbewerbssparte „Mikroflitzer“. gecko art antwortete mit dem Kurzhörspiel „Unterwegs mit RS Warum“, welches für das Festival im Theaterdiscounter in Berlin Mitte im Mai 2019 zu den nominierten Ausdiostücken zählte.

Ehrenamt und ZEIT, Stadtraum und ZEIT
sowie die persönliche Erfahrung mit ZEIT

Bereits im März 2019 kam es zum zweistufigen Hörspielprojekt (k)EINE ZEIT FÜRS EHRENAMT, in welchem zunächst Stellungnahmen von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterschiedlichster Organsisationen aufgenommen wurden. Diese Statements wurden auszugsweise als Zuspielungen im gleichnamigen gecko art-Live-Hörspiel präsentiert (Aufführung im Kunsthaus Horn, NÖ). In dieser partizipativen Audioarbeit mimte Evelyn Blumenau den Stimmgenerator des 2018 verstorbenen Physikers Stephan Hawking, ein Element, das auch in Bühnenprogramm HIER SPRICHT ZEIT übernommen wurde. Im Rahmen des Projekts SEEZEIT von Juni bis September 2019 hatten junge Menschen in Berufsausbildung sowie BewohnerInnen der Seestadt in Wien-Aspern die Möglichkeit, persönlich zum Thema ZEIT & Zeitempfinden Stellung zu nehmen. Diese Aufnahmen wurden auszugsweise bei der Aktion AUDIO AM SEE präsentiert – wobei ein Teil der Wasserfläche mit den ZEIT-Statements beschallt wurde. Im Juli 2019 hatte das gecko art-Duo die Möglichkeit, anlässlich der art contains-Projekttage 2019 unter dem Motto ‚Zeit lassen‘ das Live-Hörspiel SEKUNDENBRUCH aufzuführen (St. Ruprecht, Stmk). Auch hier konnten Personen vor Ort und Kunstschaffende der Region Stellungnahmen zum individuellen Zeitempfinden aufnehmen, die in weiterer Folge als Zuspielungen ins Live-Hörspiel integriert wurden. Der Text des SEKUNDENBRUCH-Hörspiels basierte auf dem Buch SEKUNDENBRUCH AUF STRASSE 4 von Walter Kreuz.

Rund um sprechende ZEIT: WORK OF TIME No 1,
HÖR:ZEIT, ein Audiofeature-Projekt und das Suttner-Hörspiel on tour

Mit WORK OF TIME No 1 (siehe Abbildung) wurde im Dezember 2019 ein spezielles Hörobjekt präsentiert, an welchem Statements zum Thema ZEIT zu hören waren. Simultan konnten die Sprechbeiträge mit Geräuschen vermischt werden, die am Objekt erzeugt wurden. Unter dem Titel ‚HÖR:ZEIT‘ fanden zu den gecko art-Hörspielen partizipative Kunstprojekte statt. Eine Auswahl davon (Statements von ca. 20 Personen) wurde auch am Hörobjekt WORK OF TIME No 1 via Kopfhörer präsentiert – und zwar im Rahmen der Live-Hörspiel-Performance HIER SPRICHT ZEIT im Dezember 2019 im Festsaal der Hauptbücherei in Wien. Im Herbst 2019 entstand das Audiofeature MAHMOUD UND DIE KUNST DES KOPIERGESPRÄCHS. Mit dem Live-Hörspielprojekt des Vorjahres (SAG’S VIELEN … VIELEN!) gastierte das gecko art-Duo im Oktober 2019 u.a. im Offenen KulturHaus (Vöcklabruck, OÖ) und in der Haydn-Bibliothek (Hainburg, NÖ).

ZEIG MIR, WAS ZEIT IST

Seit 2010 beschäftigt sich das gecko art-Duo mit der Thematik ‚Zeit‘ und hat dabei mehrmals die Perspektive gewechselt. Unter dem Titel Zeig mir, was Zeit ist präsentiert gecko art einen Projektzyklus in progress, aus dem seit 2018 neue Projektmodule hervorgehen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Es sind performative, partizipative, literarische, audiokünstlerische und bildnerische Aktionen und Werke, aus denen sukzessive ein auditiv-bildnerisches Gesamtkunstwerk resultieren soll.

Aus den bisherigen Projekterfahrungen zeigte sich vor allem eines: Die Thematik Zeit verbindet und spaltet gleichermaßen, auch wenn man – wie wäre es anders möglich – offenbar in gemeinsamen Zeiten lebt. Die Diskussion zur Thematik Zeit ist (in der Geschichte des Alltags wie in der Ideengeschichte schlechthin) wahrscheinlich so alt ist wie die Menschheit selbst. Doch auch konträre Aussagen zum Phänomen der Zeit können menschliche Sprache nicht nur vertiefen oder verfeinern, sondern beleben den gesellschaftlichen Diskurs, das Zusammenleben und das demokratische Miteinander. Sprechen über Zeit ermöglicht – wie das künstlerische Werk – Erkenntnisse über sich selbst, über das eigene Leben, über das Leben der KollegInnen, der Mitmenschen und über die Gemeinschaft.

 

HIER SPRICHT ZEIT – Ein Live-Hörspiel
Mit Sprechrollen, Live-Stimmen und Echtzeitklängen präsentieren Evelyn Blumenau und Walter Kreuz ein Bühnenportrait zum Thema ZEIT. Ausgehend von den ersten Versuchen der Zeitmessung in der Jungsteinzeit verfolgt das Künstlerduo Spuren des Umgangs mit Zeit und wirft die Frage nach dem Wesen der Zeit auf. Von Wissenschaftspersönlichkeiten wird ebenso die Rede sein wie von der Zeitenwende 1989, dem Ende des geteilten Europas.
Detaillierte Info zum Live-Hörspiel

 

 

SLOW MOTION ZONES – Zeitlupe ist interaktiv

In dieser Straßenkunstaktion haben Personen die Möglichkeit, gemeinsam mit dem gecko art-Team Zeit zu dehnen. Neue Arten der Fortbewegung, des Gehens, Schreitens, Schlenderns, Trippelns, Schlängelns, Tänzelns sind herzlich willkommen. Beteiligte steuern Bewegung und Erfahrung durch den Stadtraum – und erschaffen ganz nebenbei theatralische Zeit-Welten.
Detaillierte Info zum Projekt

 

 

ZEIT.WANDER.WERK – Stimmzyklus und Soundtrack
Mit ihrem Vokalstück Stimm-Dualitäten nimmt die Sängerin und Komponistin Evelyn Blumenau in ihrem Werk zwei Zeit-Positionen ein und ‚übersingt‘ sich quasi selbst. Zeit wird dadurch auf audiokünstlerische Weise relativ, wird zu ihrem eigenen Echo und mutiert zu einer auditiven Zeitschleife. Ihre andere Komposition zeit.be.wegt versteht sie als Flug durch Spielarten der Zeit oder als Wanderung über eine Klanglandschaft mit Höhen, Tiefen, Schnittflächen, Verdichtung und Entspannung.

 

 

SEKUNDENBRUCH AUF STRASSE 4 – Eine poetische Spekulation
In diesem Buch von Walter Kreuz (edition splitter wien, 2018) geht es um Wahrnehmung von Lebensräumen unter zeitlich verlangsamten Bedingungen. Zeit steht fast still, die Wahrnehmung des Umfelds – Synonym dafür ist „Straße 4“ – gestaltet sich zu einer einzigartigen Erfahrung. Für die Menschen dieser Straße nimmt Stille ekstatische Züge an. Dinge des Stadtraums wollen mit allen Sinnen begriffen werden. Man meint, in der allerersten Lebenssekunde steckengeblieben zu sein.

 

 

ZEITSTÜCKE – Bilder, Skulpturen, Hörobjekte
Hör, Text- und Zeitbeiträge aus Projekten der Künstlergruppe gecko art werden bei Präsentationen mitunter von bildnerischen Werken (Collagen, Fotomontagen, Audiovisionen) begleitet, die als Bildfang und Höreinladung fungieren, also eigentlich ein Hörfang oder Textfang sind. Oft werden Hörobjekte (wie etwa überdimensionierte Fragezeichen-Skulpturen oder Werke aus der Serie WORK OF TIME) platziert, an welche Interessierte ihre Ohren legen oder per Kopfhörer aufgenommene Sequenzen aus Projekten erlauschen können.

 

 

(k)EINE ZEIT FÜRS EHRENAMT – Workshop und Live-Hörspiel
Die Gruppe gecko art erarbeitete ein spezielles zweistufiges Audioprogramm zur Wechselbeziehung von ehrenamtlichem Engagement und dafür zur Verfügung stehender Zeit. Erste Stufe des Projekts ist eine Gesprächsrunde mit Audiostation, in welcher sich ehrenamtlich tätige Personen informell austauschen und Statements zur Thematik an Audiogeräten aufnehmen können. Die Projektdurchführung erfolgt in Kooperation mit BhW Niederösterreich.
Detaillierte Info zum Projekt

 

 

SEE-ZEIT – ein Stadtteil-bezogenes Audioprojekt
Dieses bereits abgeschlossene Projekt hatte das Ziel, Audiostücke zur Seestadt in Wien-Aspern zu gestalten. Im Rahmen von SEE-ZEIT 1 erkundeten Lehrlinge den Stadtteil mit Stimmaufnahmegeräten. In SEE-ZEIT 2 konnten BewohnerInnen der Seestadt Gedanken zu ihrem Wohnort zur Sprache zu bringen. SEE-ZEIT wurde in Kooperation mit KulturKontakt Austria, dem Stadtteilmanagement Seestadt aspern und der Wien 3420 aspern Development AG durchgeführt.
Detaillierte Info zum Projekt

 

Fotos dieser Seite: Christian Laimer, gecko art

Audiojahr 2018 – ein kurzer Rückblick

Bertha von Suttners Werk als Anregung
für den Live-Hörspielzyklus ‚SAG’S VIELEN … VIELEN!‘

Künstlerischer Schwerpunkt des Jahres 2018 war die audiokünstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik Gebrauch und Missbrauch von Sprache und mit dem Spannungsfeld Sprache und Frieden. Dabei ging das gecko art-Team von Überlegungen in Schriften der tschechisch-österreichischen Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner aus. Daraus entstand das Bühnenhörspiel SAG’S VIELEN … VIELEN! – Die Ahnungen der Bertha von S. (Autor und Soundgestaltung: Walter Kreuz / Schauspiel und Regie: Evelyn Blumenau). In der partizipativen Projekt-Vorbereitungsphase nahmen interessierte Personengruppen im ersten Halbjahr 2018 ihre Statements zu Gebrauch und Missbrauch von Sprache mit eigenen Stimmen auf. Eine Auswahl dieser Beiträge wurde am künstlerischen Hörobjekt VISIO*PHON (siehe unten) präsentiert. Von September bis November 2018 wurde das Live-Hörspiel an 7 Standorten in Wien aufgeführt. Allen Aufführungen gemeinsam war das große Interesse des Publikums an den geschichtlichen Inhalten wie auch an der speziellen ästhetischen Umsetzung des Live-Hörspiels, das neben den Sprechperformances von Blumenau und Kreuz live gesprochene Informationsteile beinhaltete. Die Einbindung von Klanginstrumenten und Toneinspielungen schuf eine dichte Audioatmosphäre und neuartige Hörspiel-Stilistik, in welcher auch Audiofeature-Elemente zum Einsatz kamen.

Das Kunstobjekt VISIO*PHON im Haus der Kulturen der Welt

Im Juni 2018 war das gecko art-Kunstobjekt mit einer anderen thematischen Fokussierung zu Gast beim Festival Schools of Tomorrow am HKW in Berlin. Da sich die beiden Kunstschaffenden Evelyn Blumenau und Walter Kreuz seit vielen Jahren auf künstlerische Weise mit Sprachenvielfalt beschäftigen und Audiofeatures sowie schauspielerische Beiträge zu dieser Thematik gestaltet haben, wurde das VISIO*PHON mit Sprachbeiträgen befüllt. Diese waren zuvor von Lehrlingen und SchülerInnen im Rahmen eines partizipativen Kunstprojekts (Sprache, Hörspiel, Schauspiel, Radiokunst) aufgenommen worden und konnten von interessierten ZuhörerInnen im ehemaligen Radiostudio des HKW am Kunstobjekt erlauscht werden. Das VISIO*PHON ist als dreidimensionales Fragezeichen gestaltet und steht für Frage an sich. Denn Frage ist ja auch Auslöser von Gespräch, Poesie und Fiktion. Und Antworten können komplex und vielschichtig sein. Gerade da bieten künstlerische, lyrisch-musikalische Texte oder auch ganze Geschichten – aber ebenso das Wandern zwischen den Sprachen – weiterführende Wege, um auf Fragestellungen zu reagieren und sprachschöpferisch tätig zu sein.

Radiopreis, Buchpräsentationen
und ein work in progress, welches Schauspiel und Hörspiel verbindet

Das Audiojahr 2018 begann mit der Überreichung des Radiopreises der Erwachsenenbildung in der Kategorie Interaktive und Experimentelle Produktionen an Evelyn Blumenau und Walter Kreuz. Mit der Vorstellung des neuen Buches SEKUNDENBRUCH AUF STRASSE 4 von Walter Kreuz klang es aus. Dazwischen lag eine intensive Live-Hörspielphase mit zusätzlichen partizipativen Modulen. SAG’S VIELEN … VIELEN war bereits das vierte Projekt, welches mit sprechtheatralischen Elementen ein Sprachwerk – vor allem mit den schauspielerischen Leistungen von Evelyn Blumenau – auf die Bühne bringen sollte. Schritt für Schritt entwickelte sich daraus ein work in progress, welches aus dem Tonstudio herausführt und mit Evelyn Blumenau und Walter Kreuz als ‚Hörspielende‘ wieder zurück auf die Bühne findet.

AUF DEM RÜCKEN DER WORTE – Gesprächsrunden mit Audiostation

Es weitersagen, sprechen, reden, appellieren, aufrufen, kommunizieren, schreiben – Bertha von Suttner lebte in Sprache, war Multiplikatorin des Friedensgedankens und war (als eine von wenigen Frauen ihrer Zeit) in mehreren Sprachen zuhause. Sie war der Überzeugung, dass Weltfrieden möglich ist, wenn man nur allen Rückschlägen und aller Lethargie und Ignoranz zum Trotz Gespräche und Kontakte aufrecht erhält und über den Tellerrand hinaus in die Internationalität blickt …

Mai bis Juni 2018: AUF DEM RÜCKEN DER WORTE
Gesprächsrunden und „WorDshops“ mit Audiostation

Dies war der partizipative Teil des Projekts „Sag’s vielen … vielen! – Die Ahnungen der Bertha von S.“

Interessierte Personen hatten die Möglichkeit, an WorDshops mit Gesprächsrunden und Audiostationen teilzunehmen. Texte, Kurzhörszenen aus dem Alltag, Stellungnahmen und kritische Reflexionen rund um Sprachgebrauch in Gesellschaft, Medien und Politik konnten nach eigenen Ideen erarbeitet und mit den eigenen Stimmen aufgenommen werden.
Die Bezeichnung ‚WorDshop‘ hat die Gruppe gecko art im Jahr 2000 für Workshops mit Sprachbezug eingeführt. In 2-3stündigen ‚WorDshops‘ mit dem gecko art-Team stellen die Teilnehmenden Fragen – etwa: Welche Phrasen schnappt man auf oder gebraucht man selbst? Wann ist Kommunikation „up to date“ – und ist das überhaupt notwendig? Welche Worte beleidigen, welche Redewendungen verletzen? Welche Sprüche verärgern, welche Wortkombinationen stellen Menschengruppen unter Generalverdacht? Was ist Schön-Reden, was Schlecht-Reden? Welche Absichten oder Botschaften könnten AUF DEM RÜCKEN DER WORTE transportiert werden?

Die Gesprächsrunden fanden im Bezirksmuseum Simmering (1110 Wien), im Louis Braille Haus (1140 Wien), in der Gebietsbetreuung-Statdterneuerung Max Winter-Platz (1020 Wien), im froff – Verein für alles Gute (1150 Wien) sowie bei Radio Orange (1200 Wien) statt.

Im Zeitraum Mai/Juni 2018 fand in Kooperation mit dem Programm K3 – Kulturvermittlung mit Lehrlingen von KulturKontakt Austria auch eine WorDshopreihe mit Lehrlingen zu diesen Themen statt. Projektpartnerschulen waren die Berufsschulen für Handel und Administration, für Frisur, Maske und Perücke, für Bürokaufleute sowie für Verwaltungsberufe in Wien. Aus den Beiträgen der Lehrlinge entstanden 4 Radiosendungen, die auf Radio Orange 94.0 zur Ausstrahlung kamen.

Im September/Oktober 2018 präsentiert die Gruppe gecko art unter dem Titel „Sag’s vielen … vielen! – Die Ahnungen der Bertha von S.“ den performativen Teil des Projekts – eine Live-Hörspiel-Serie zum Leben und Werk Bertha von Suttners sowie zur Friedensidee in Vergangenheit und Gegenwart. Das Projekt findet in Kooperation mit Basis.Kultur.Wien den büchereien wien und KulturKontakt Austria statt.

Vor bzw. nach diesen Hörspiel-Performances werden die WorDshop-Ergebnisse aus den Gesprächsrunden an Hörstationen bzw. Soundinstallationen präsentiert. WorDshops und Live-Hörspiele stellen textlich und inhaltlich zwei unterschiedlichen Zugangsweisen zum Themenkomplex Sprache & Frieden dar – mit durchaus eigenständigen Audioergebnissen: Der performative Teil greift nicht auf die Inhalte des partizipativen zu oder umgekehrt. Das Publikum des Live-Hörspiels soll (durch die Performance auf der einen Seite und die Hörstation auf der anderen) die Möglichkeit haben, ein vielfältiges und vor allem aters- und gruppenspezifisch diverses Hörbild zu den Projektthemen wahrzunehmen. Info zum LIVE-HÖRSPIEL

Auszeichnung für BERUFSWELTEN

Die Überraschung war schon im November 2017 groß, als das gecko art-Team über die Nominierung von zwei seiner Sendungen für den 20. Radiopreis der Erwachsenenbildung informiert wurde. Am MI, 24. Jänner 2018 im ORF-RadioKulturhaus war es dann so weit, das lange Warten hatte ein Ende, und die Sendung BERUFSWELTEN – ein Horch-Around-Corner erhielt den Preis in der Kategorie Interaktive und Experimentelle Produktionen. In der von Evelyn Blumenau und Walter Kreuz gestalteten Sendung setzen sich Lehrlinge audiokreativ mit ihren Berufen auseinander. Zu hören sind Kurzdramulette, fiktionale Szenen, Hörsituationen, Dialoge und Momentaufnahmen zu Ausbildung und Berufsalltag. Auszeichnung für BERUFSWELTEN weiterlesen

AUDIO VOR ORT / PROJEKTREIHE

Das mobile künstlerische Audioschaffens des Teams Evelyn Blumenau und Walter Kreuz bildet sich vor allem im Konzept audio vor ort ab. Ein überschaubares technisches Equipment fungiert als Werkstation, wo für Interessierte transparent über einen bestimmten Zeitraum hinweg ein Audiowerk entsteht (z.B. ein Hörspiel, ein Audiofeature, Radiokunst).


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Eine gecko art-Projektreihe an der Schnittstelle Sprache/Text/Soundtrack

Stimmeinspielungen von Personen sowie Geräusche vor Ort werden in die Hörszenen integriert, Sprechrollen werden geprobt und aufgenommen. Wie sich bei vergangenen Projekten zeigte, können auch gemeinsam mit den KooperationspartnerInnen spezielle themen- und anlassfokussierte Programme konzipiert werden. Allen audio vor ort-Modulen gemeinsam ist die ‚Audio-Aktivität‘ aller Beteiligten: Man hört, man diskutiert, man kritisiert, was ergebnis- und konsensorientiertes Handeln keineswegs ausschließt.

Die fertigen Audiowerke werden den KooperationspartnerInnen sowie allen weiteren Personen, die am Projekt mitgearbeitet haben, für uneingeschränkte Nutzung sowie für interne und externe Präsentationszwecke zur Verfügung gestellt. Die Dauer eines audio vor ort-Projekts (halbtägig / ganztägig / längerer bzw. mehrjähriger Zeitraum) sowie thematische Schwerpunkte und örtliche Rahmenbedingungen werden in Absprache festgelegt. Nachfolgend einige Projektmodule:

avo_thingsgo_headerTEXT IN DEN DINGEN: Abbildungen alltäglicher Objekte aus Arbeitsalltag oder privatem Umfeld erhalten mit den Textideen und Stimmen außergewöhnliche Beschreibungen, die als künstlerisches Stop-and-Go-Movie präsentiert werden.

SPRACHE UND SOUND: Ein Fragezeichen als skulpturales Hörobjekt dient als Anstoß zum Denken, zum Weiterdenken, zum Ausloten von persönlichen Grenzen. Auf diese Weise entstehen – mitunter mehrsprachige – lyrical responses und stories.

ALLTÄGLICHES SPIEL DER STIMME:  Alltag wird in akustischer Form abgebildet, der Ort spielt mit, ist nicht nur für Hintergrundsgeräusche verantwortlich, sondern auch für die Außergewöhnlichkeit von Situationen. Hörmomenten aller Art wird Tür und Tor geöffnet.

worDshop – Wort, Text und Ton

Wechselwirkungen mit Audio & Radio

Dabei geht es nicht vornehmlich um Medienkompetenz, sondern um textuale Wechselwirkungen mit den Medien Audio und Radio. Hierin gilt es, beim gemeinsamen Arbeiten innovative auditiv-künstlerische Zugänge zu finden, (beharrlich) weiterzuverfolgen und mitunter die schöpferische Kraft der Gruppe zu nutzen. Trotzdem bleibt die gemeinsame Arbeit mit den Teilnehmenden in jeder WorDshop-Phase produktionsorientiert. Die Ziele werden gemeinsam mit den Gruppen abgesteckt – dies kann eine Collage von Audiobeiträgen unterschiedlicher Stilelemente sein, aber auch visualisierte Tonbeiträge (z.B. Bild-Ton-Sequenzen) oder Audiovisuelle Poesie, akustische Textinstallation, bewegliche Hörobjekte und vieles mehr.

Kooperative ‚worDshopperInnen‘

Schwerpunkt bei der Arbeit ist Kooperation. Denn bei den worDshops arbeiten stets mehrere Personen am gemeinsamen Werk (‚polygene Ideenproduktion‘). Die ‚worDshopperInnen‘ unterstützen einander bei ihrer Ideenfindung und Ausarbeitung, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Faktoren dabei sind u.a. Kommunikationsfreude, Creative Empowerment, Inklusion, Selbstorganisation, Aufgabenteilung, Verantwortung, Konstruktivität, Innovationsfreude, Experimentierlust, Mut zur Improvisation.

Die Audiostation

Alle Beiträge werden am Audiotisch in Kleingruppenarbeit fertiggestellt und am Ende des worDshops vorgespielt. Das fertige Audiostück steht der Gruppe per Datenträger bzw. Login zur Verfügung. In Absprache ist eine Ausstrahlung als Radiosendung möglich. gecko art bietet unterschiedliche worDshop-Programme an. Die partizipative Produktion eines Hörspiels ist ebenso möglich wie die Gestaltung und Aufnahme eines Audiofeatures. Aber auch andere Medienformate sind möglich, etwa die Erarbeitung von Einschaltungen im öffentlichen Interesse.

Zur Durchführung

An einem worDshop können Gruppen unterschiedlicher Größe teilnehmen, wobei das gecko art-Team stets mit altersadäquat- und berufsspezifisch unterschiedlichen Konzepten arbeitet. Die Dauer eines worDshop-Projekts richtet sich nach dem Umfang der zu produzierenden Audiobeiträge. In der Regel sind 2 bis 3 Termine erforderlich.

Nähere Infos zur Projektdurchführung bei gecko art