gecko art Team

Evelyn Blumenau / Bio & Werk
Walter Kreuz / Bio & Werk
gecko art-Werkübersicht 1993-2016

Nach tausenden Tourkilometern, zehntausenden Magnetband-Kilometern, 13 Festplatten und mehr als 180 Projekten mit über 3000 Veranstaltungen haben wir die Transformation von THEATER auf AUDIO nie ganz vollzogen. Bühnen faszinieren uns nach wie vor. Wir nennen sie Hörbühnen: Stimmpräsentationen, Audiostücke, bewegliche Hörobjekte oder Tonstationen. Ob Hör-Dramaturgie oder Inszenierung von Stimme und Sprache, von Lauten und Ton-Landschaften – Theater ist überall enthalten.
Einstudierungen, Experimente, Sprechproben sind oft fixe Bestandteile von Eigenproduktionen und partizipativen Audioprojekten. Der Selbstverliebtheit von Ideen setzen wir die Kritik an Ideen gegenüber. Schließlich ist bunt nicht automatisch gut. Und selbst, wenn sich Fantasie von ihrer destruktiven Seite zeigt und auch Kreativität sich nicht auf basisdemokratische Prozesse beruft, tönen, gurren, schreien, flüstern, kratzen wir weiter.

Evelyn Blumenau
Schauspielerin,
Sängerin, Autorin
und Radioredakteurin

Evelyn Blumenau / Bio & Werk

Ich kann es nur immer wieder sagen: Ich finde, dass der Audio-Raum die uneitelste Bühne ist, die ich kenne. Man geht ins Aufnahmestudio und muss weder geschminkt sein noch eine stylishe Frisur haben. Es gibt kein kreischendes Publikum, das den oder die Schönste/n sehen will.

Projektideen, die ich für gecko art entwickle, entstehen nicht aus vorgegebenen Begriffskonvoluten, mittels derer KünstlerIn brav die ‚Beste aller Welten’ anzusteuern habe, sondern aus Notwendigkeiten und Sehnsüchten, die zunächst mit der eigenen Wahrnehmung und Lebenserfahrung zu tun haben, die sich aber dann auch in sehr heterogenen Gruppen selbst organisieren und kreativ transformieren.

Ich sehe das in Analogie zu meiner Lebenseinstellung als Mensch, der Kunst produziert, als Künstlerin, die aus dem Vollen schöpfen MUSS, weil sie ansonsten nicht am richtigen Platz wäre. Ich stehe am Morgen auf und bin Vokalistin, Autorin, Sängerin, und ich lege mich am Abend ins Bett und bin es immer noch. Dies meine ich frei von jeder Hybris, es ist vielmehr der Ausdruck meiner Ungeteiltheit als Mensch und als Künstlerin, weil ich nur so die Welt erfahren und reflektieren kann.

Walter Kreuz
Kunstschaffender,
Radioredakteur
und Autor

Walter Kreuz / Bio & Werk

Ich könnte als Co-Leiter partizipativer Audioprojekte immer in die TeilnehmerInnen-Runde lächeln. Ich könnte so tun, als ob es nur geeinte Gruppen gäbe, in diesen Gruppen grenzenlose Kreativität entstünde und mit Fantasie Berge versetzbar wären.

Tue ich nicht. Ich pfeife auf hehre Ziele und versetze die TeilnehmerInnen nicht in den Spielchen-Modus. Ich zeige mich, wie ich bin, treibe mitunter als einer von vielen Suchenden umher und präsentiere dem Zeitgeist meinen Hintern. Darum ändert sich Workshopgeschichte von einem Moment auf den nächsten. Die einzige Konstante ist, dass Befindlichkeiten, Befürchtungen und selbst Ideenlosigkeit zu den natürlichsten Dingen auf der Welt gehören. Wir brauchen sie nicht weglächeln. Auch Leere kann wohltuend sein.

Ob irgendein gesprochener Text, irgendein Klang, irgendein Soundmix geeignet sind, Leere zu befüllen und in Sprach-Werke zu verwandeln, erweist sich erst dann, wenn der gecko art-Workshop ohne Verbindlichkeiten, ohne Schielen auf FördergeberInnen oder Themenvorgaben und ohne stigmatisierenden Kultur-Schnickschnack so richtig ins Laufen kommt. Aber das ist mitunter zuviel des Positiven. Der Workshop kann ja von Anfang an stocken. Und wir können scheitern. Und wenn ich dieses Szenario miteinbeziehe, kann wirklich Neues entstehen. Bei eigenen Arbeiten vertraue ich auf diesen Antagonismus.