WIE LEBEN – Poetisch-visionäre Audiostücke in progress

> ANHÖREN DES PROJEKT-TEASERS

DAS „ETWAS“, DAS DIE FRAGE STELLT

WIE LEBEN versteht sich als Reaktion auf die Ereignislage der Gegenwart (Pandemie, Krieg, Klimawandel). Die Frage kann auch ausgelagert werden: Nicht der Mensch ist der Fragende, sondern all jenes, was ihn umgibt, das er um sich herum wahrnimmt oder nutzt oder geschaffen hat (jenes, das er zum Leben, zum Überleben, zum Weiterleben braucht, erfunden, gebaut oder gegründet hat, es betreibt, wartet, erneuert, verbessert).
So kann ein von Menschenhand gefertigter Gegenstand ebenso die WIE LEBEN-Frage stellen wie ein Natur-Areal, eine soziale Errungenschaft, ein Lebensbereich, eine Kulturtechnik, ein Wetterphänomen, eine Weltanschauung, ein gesellschaftlicher Aspekt und vieles mehr.

PERFORMANCES UND MOBILE GESPRÄCHSRUNDEN

In performativem Setting jedoch schlüpfen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz selbst in die Rolle der Fragenden. Seit 2012 gastieren sie mit ihrem szenisch-pantomimischen Leseprogramm und Soundeinspielungen an unterschiedlichen Wiener In- und Outdoororten. Wie leben? – das ist die Generalfrage mit einer gehörigen Portion Selbstkritik und Leberschau einer in sich selbst verliebten Ersten Welt“. Auch im CODEX KEDUBE, dem gecko art-Kunstbuchunikat, wird sie in einem Kapitel auf poetische Weise erörtert.

… „Nichts, keine Salbe hilft bei der „Diagnose Leben“, keine Algorithmen, keine erlernbaren Techniken, keine Traditionen, keine Religionen, keine Prinzipien verhindern den AUSBRUCH VON LEBEN“ …
(Aus dem Performance-Text)

(Fotos: Georg Oberweger)

Wie leben? – das ist nicht die Frage nach dem guten und bequemen Leben, es ist die Suche nach dem „richtigen Leben“. Im Rahmen von mobilen Gesprächsrunden sind interessierte Personen eingeladen, bei gemächlichem Schreiten – im peripatetischen Sinne – sich über unterschiedliche Formen der Lebensgestaltung kritisch-philosophisch auszutauschen (siehe auch Projektzyklus ‚MIT FEDER, LUFT & LINSE UNTERWEGS‚).

VOR-LEBEN

Seit gut 10 Jahren zieht sich das „WIE LEBEN?“-Thema durch die Projekte der Gruppe gecko art. Begonnen hat das Künstlerduo damit 2012 mit einer Live-Performance und der in Szene gesetzten Frage WIE LEBEN, ohne*ohn mindestens einmalemal am Ta*ag? Unterschiedliche Audioarbeiten folgten und legten Schritt für Schritt auch die Grundspur für ein partizipatives Konzept des Antwortens, des Entgegnens, des Wort-Ergreifens – und des textlichen Festhaltens durch Personen, die zur Mitarbeit eingeladen werden.

Nicht nur Peter Handke hat in seiner „Chronik der laufenden Ereignisse“ 1971 die WIE LEBEN-Frage“ formuliert (Suhrkamp, Frankfurt/M 1971, ISBN 978-3-518-36503-8, S 10ff). Für das gecko art-Team war es die Auseinandersetzung mit dem „Arabischen Frühling“ 2012, aus welcher zunächst „WIE LEBEN, ohne*ohn mindestens einmalemal am ta°ag“ als Textheft hervorging. Inspiriert wurde der Text aber auch von Marc Aurel , der im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung den Gedanken der „Sorge um sich selbst“ ausführte – und diese „Sorge“ war keineswegs eine Sache von Eitelkeit oder Arroganz, sondern es war zelebrierte kritische Selbstbetrachtung als eines der zahlreichen Erfordernisse einer ethischen Lebensführung.