gecko art Projekte

„Das Hörspiel kommt zu den Menschen“. Mit dieser Ansage zur Audiomobilität des gecko art-Duos entwickelten sich in den letzten 25 Jahren unterschiedliche Konzepte, um aus den schalltrockenen Studios herauszukommen und das Nötigste an Tonequipment an unterschiedlichsten Orten aufzubauen – z.B. in Seminarräumen, in Ausstellungshallen, in Galerien, in Zelten, in Bibliotheken, in Messehallen, in Büroräumen, in Geschäftslokalen, in Lehrwerkstätten, in Bildungseinrichtungen, auf Wiesen, in Fußgängerzonen, sogar auf Berghütten oder auf Schiffen.

gecko art-Projekten geht oftmals eine empirische Vorlaufphase voraus. Die Konzeption eines Hörspiels oder einer Audioperformance ist meist mit ästhetischer Erst-Rezeption an Orten verbunden, die „vertont“ werden sollen. Audiokoffer und Mikrofone sind fixe Bestandteile der Outdoor-Hörerkundung, die auch Stellungnahmen interessierter Personen mit einbezieht. So entwickeln sich aus Ideen partizipative Projekte mit kritisch-bewussten Teilnehmenden, die das Kunstwollen des Duos (sei es Performance, Audiokunst oder Textwerk) von innen her aufmischen und mitprägen.

Mit den Möglichkeiten von Sprache, Audiokunst und Text gestaltet das gecko art-Team themenbezogene Hörwerke (für die Bühne ebenso wie für Radio und Podcast). In seinen partizipativen und performativen Projekten zu (Stadt-)Raum, Gesellschaft, Zeit und Sprache begibt sich gecko art auf die Suche nach einem konstruktiven Miteinander, nach sozialen Unterbelichtungen, nach faktisch gelebter Offenheit und nach einem nicht enden wollenden Stimmen-Pluralismus.

gecko art-Projektbeispiele

Stadtraum: Textstreckennetz / Die Luft dieses Sommers
Gesellschaft: k(EINE) Zeit fürs Ehrenamt / PLATZ NEWS LIVE / Audio vor Ort
Zeit: Zeig mir, was Zeit ist / SEKUNDENBRUCH
Sprache: Sag’s vielen … vielen – Die Ahnungen der Bertha von S. / AM VISIO*PHON

Feature-Hörbespiel
Aktivitäten und Stationen seit 1993
Projektarchiv 1993-2020

sprech.wege … roll.wege … geh.wege

In diesem Audioprojekt der Künstlergruppe gecko art für die NÖ Landesausstellung 2019 waren junge Menschen in Berufsausbildung eingeladen, zu Wiener Neustadt – im Hier und Jetzt – Stellung zu beziehen. Dies ging in zwei Stufen vor sich. Zunächst hatten Lehrlinge der Landesberufsschule Neunkirchen die Möglichkeit, im Rahmen von kurzen Interviews eine Art „Fern-Scan“ von Wiener Neustadt durchzuführen und darüber nachzudenken, welche Orte der Stadt sie nutzen und wofür. Danach erfolgte quasi die Beschreibung vor dem „Original“. Lehrlinge der Landesberufsschule Theresienfeld erforschten mit eingeschalteten Audiogeräten Areale des Stadtraums von Wiener Neustadt.

Die Projektteilnehmenden waren entlang ausgewählter Geh-Routen unterwegs – und zwar jeweils in mehreren Geh-Gemeinschaften zu zweit oder zu dritt. Man sprach, mutmaßte, beschrieb, benannte, erzählte, ergründete – und bewegte sich währenddessen von Ort zu Ort.

Auf diese Weise entstanden verbale Äußerungen auch zu Stellen der Stadt, die oftmals übersehen werden, die aber für die Beschreibenden sehr wohl eine Bedeutung haben oder durch das aktive Beschreiben erst eine Bedeutung erhalten. Umgebung des Sichtfelds wird Umschreibung im Sprachfeld. Aus Stadtpunkten gehen Standpunkte und Stellungnahmen hervor. Die Bewegung der Gruppe korrespondiert mit der Bewegung in der Sprache. Sprechen und Gehen ergänzen einander dabei.

Das Projekt wurde an einer Station der NÖ Landesausstellung 2019 präsentiert. Die Audioergebnisse können am sprech.wege-Podcast nachgehört werden. Der entstandene Audioaufnahme-Pool ist auch eine Aussage zum städtischem Raum generell, der in der Sprache oft neu definiert oder zu dem erst im Sprechakt eine Beziehung aufgebaut wird. Die Stimmaufnahmen bilden URBANEN METATEXT und repräsentieren eigenbestimmte Auseinandersetzungen mit dem Phänomen Stadt, in denen das Stadtbild einer ständigen Wandlung unterworfen ist bzw. auf dem „Prüfstand“ steht (v.a. in wie weit Resultate der bewussten Stadtplanung und zweckgebundenen Umgestaltung mit den Erfordernissen der (jungen) Bewohnerschaft korrespondieren.

Die Idee der eigenbestimmten Beschreibung des Umfelds – auch unter Zuhilfenahme lyrischer und dramaturgischer Elemente – entstand 2015 mit den gecko art-Projekten TEXTSTRECKENNETZ für WIEN sowie weiterer narrativen Variante an Orten in Niederösterreich und Burgenland.

„sprech.wege … roll.wege … geh.wege“ ist ein Projekt auf Initiative von KreAKTIV – Kultur in der Lehre NÖ und derReihe K3 – Kulturvermittlung mit Lehrlingen.

     

(k)EINE Zeit fürs Ehrenamt

(k)EINE Zeit fürs Ehrenamt? Wieviel Zeit investiere ich für eine Tätigkeit, die zwar unbezahlt, aber für das Wohl der Gemeinschaft unverzichtbar ist? Die Gruppe gecko art erarbeitet in Kooperation mit BhW Niederösterreich ein spezielles zweistufiges Audioprogramm zur Wechselbeziehung von ehrenamtlichem Engagement und dafür zur Verfügung stehender Zeit. 

Ein LIVE-HÖRSPIEL des Duos gecko art
mit Zuspielungen von Stellungnahmen ehrenamtlich tätiger Personen
DO, 21.03.2019, 19.00 Uhr
Kunsthaus Horn, Wiener Straße 2, 3580 Horn
Anmeldung erforderlich: 02742/311337 bzw. bildung[at]bhw-n.eu

Erste Stufe von „(k)EINE Zeit fürs Ehrenamt“ ist eine Gesprächsrunde mit Audiostation, in welcher sich ehrenamtlich tätige Personen informell austauschen und Statements zur Thematik an Audiogeräten aufnehmen können. Auszüge dieser Aufnahmen werden in das Live-Hörspiel integriert, welches einige Tage später – am 21.03. im Kunsthaus Horn – zur Aufführung kommt. Meinungen, Eindrücke und Erzählungen der Teilnehmenden aus der Gesprächsrunde erhalten eine künstlerische Präsentationsform, die mit eigenen Texten und Soundtracks der Gruppe gecko art umrahmt und in einen dramaturgischen Zusammenhang gestellt wird.

Audiostation / „Play & Rec“

Die Audiostation, die im Rahmen beider Projektteile aufgestellt wird, dient nicht nur zum Hören bereits aufgenommener Statements, sondern kann mit weiteren Wortspenden vor Ort jederzeit erweitert werden. Aufnahmegeräte laden ein, zum Projektthema auf Basis eigener Erfahrungen, Beobachtungen und Überlegungen Stellung zu beziehen. Dies kann auch in poetischer oder musikalischer Form erfolgen.

Das Thema Zeit

Die Gruppe gecko art widmet sich ab 2019 verstärkt dem Thema „Zeit“ in unterschiedlichen Erscheinungsformen und Zusammenhängen, wobei mehrere „Parallelprojekte“ entstanden sind – im Rahmen des Projektzyklus ZEIG MIR, WAS ZEIT IST. So präsentiert gecko art im Herbst 2019 sein Live-Hörspielprogramm HIER SPRICHT ZEIT an unterschiedlichen Spielorten in Wien. Wie im Vorjahr, als gecko art performative und partizipativ-modulare Konzepte zum Thema „Sprache und Sprachmissbrauch“ gestartet hatte, sollen Wahrnehmungsperspektiven eröffnet und in vorwiegend auditiv-künstlerischer Form ausgearbeitet und präsentiert werden. Dabei spielt der Live-Charakter der Präsentationen („audio on stage“) eine wesentliche Rolle.

   

Audioworkshop Juli 2019

AUDIOWORKSHOPS UND PERFORMANCE der Gruppe gecko art
im Rahmen des art contains-Projekts ZEIT LASSEN

Die Teilnehmenden machen ZEITERFAHRUNG und ZEITERLEBEN in KLANG und SPRACHE hörbar. Nach eigenen Ideen entwickeln sie Soundtracks und Performance-Elemente. Sie nehmen eigene Texte mit ihren STIMMEN auf und haben die Möglichkeit, szenische Acts live in die ABSCHLUSSPERFORMANCE einzubringen.

Das Projekt fand am 25. und 26.07.2019 statt und beinhaltete zwei Audioworkshops für Interessierte sowie die Abschlussperformance „SEKUNDENBRUCH in St. Ruprecht im Murtal, Stmk.

Die Veranstaltungen finden im Rahmen des art contains-Projekts KUNST UND LANDWIRTSCHAFT statt (Kuratorin: Gertrude Moser-Wagner)

Mit diesem Projekt knüpft das gecko art-Duo an seine experimentellen Performancezeiten der 90er-Jahre an: Das mobile Audiostudio der Gruppe steht bereit: Sprache und Klang werden in Bühnenszenen ausagiert, Wechselwirkungen zwischen Körper und (analogem wie digitalem) Sound werden ausgelotet. Und stets spielen dabei Fragen nach Zeit an sich, nach Zeit an mir, an dir und/oder an uns tragende SPRECHROLLEN. Trägt die Zeit uns – oder tragen wir die Zeit? Was ist „wir“? Stehen „wir“ innerhalb oder außerhalb der Zeit? Zeit lassen? Lassen wir Zeit eine Auszeit nehmen? Gemeinsam mit den Teilnehmenden wollen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz diesen Fragen nachgehen.

Außerzeitlichkeit spielt auch in Walter Kreuz‘ neuem Buch „Sekundenbruch auf Straße 4“ (edition splitter wien, 2018) eine entscheidende Rolle. Das Spiel mit der Sekunde „null“, ein Nullsekundenspiel ermöglicht immer tieferes Eintauchen in immer kürzere Zeiteinheiten. Indem man Sekunden bricht, bereichert man Erfahrung und „verstört“ geregelte Tagesabläufe Anderer ringsum …

Wer sich nicht aus dem Spiel (mit) der Zeit herausnimmt, spürt möglicherweise die Kraft der Zyklen (der Natur) und der periodischen Wiederkehr, nimmt Veränderung wahr oder leugnet sie. Wer gern protokolliert oder beschreibt, entwirft ein Stenogramm der Zeit und der Zeiten, in denen sie/er lebt. Oder man wandert – sprechend, tönend oder stumm – durch grundlegende Fragestellungen wie etwa: Was ist Zeit? Was sagt die Physik, was die Philosophie, was die Ökonomie, was die Kunst? Wie empfinden wir Zeit? Wie nützen wir Zeit, was ist „kostbar“ an Zeit? Was bewirkt Beschleunigung im Alltag, wie verändert Verlangsamung das tägliche Leben? Wie gehen wir mit Stress um, wie mit Überforderung, wie mit Langeweile?

Das Thema Zeit …

Die Gruppe gecko art widmet sich ab 2019 verstärkt dem Thema „Zeit“ in unterschiedlichen Erscheinungsformen und Zusammenhängen, wobei mehrere „Parallelprojekte“ entstanden sind, die im Projektzyklus ZEIG MIR, WAS ZEIT IST zusammengefasst sind. So präsentiert gecko art im Herbst 2019 sein Live-Hörspielprogramm HIER SPRICHT ZEIT an unterschiedlichen Spielorten in Wien. Wie im Vorjahr, als gecko art performative und partizipativ-modulare Konzepte zum Thema „Sprache und Sprachmissbrauch“ gestartet hatte, sollen Wahrnehmungsperspektiven eröffnet und in vorwiegend auditiv-künstlerischer Form ausgearbeitet und präsentiert werden. Dabei spielt der Live-Charakter der Präsentationen („audio on stage“) eine wesentliche Rolle.

Sondersendung zum Weltradiotag 2020

„Schluss mit Klischees! Der Gott des Sehens fällt.“

Unter diesem Titel brachte die Gruppe gecko art eine Sondersendung im Rahmen des internationalen UNESCO-Weltradiotags, der jährlich am 13. Februar (dem Jahrestag der Gründung des Radios der Vereinten Nationen) begangen wird und 2020 unter dem Motto Radio & Diversity stand. gecko art blickt – bzw. „hört“ in dieser Sendung auf beinahe 20 Jahre Radiokooperation mit dem Bundesblindeninstitut in Wien sowie anderen Organisationen zurück.

DIE SENDUNG KANN HIER NACHGEHÖRT WERDEN. Ausstrahlungstermin war DO, 13.02.2020 (Sendereihe WBC – We BroadCast auf Radio Orange 94.0) UKW/FM 94,0, Kabel 92,7

Wie sehr die Begegnung mit blinden Menschen Verunsicherung auslöst, erstaunt in einer Gesellschaft, die sich als offen, integrativ und inklusiv erweisen will. Oft werden Blinde und Sehbehinderte in erster Linie als hilfsbedürftig wahrgenommen, was in vielen Situationen eine übertriebene oder schlicht falsche Hilfeleistung zur Folge hat.

Im Laufe von 20 Jahren entstanden zahlreiche Audiobeiträge von blinden und sehbehinderten Menschen. Diese thematisieren mit viel Vehemenz und Entschlossenheit unterschiedlichste gesellschaftliche Bereiche: Sie sprechen über Erziehung, über Sucht, über die Stellung der Frau in anderen Erdteilen, über Sport, über Ausländerfeindlichkeit, über Flucht, über ihre Erstsprachen, über Lebensglück – und über Blindheit und in wie weit dieselbe klischeehaften Reaktionen in der Öffentlichkeit ausgesetzt ist. Die 30minütige Sendung präsentiert Auszüge aus Hörbeiträgen, Hörspielen und Gesprächsrunden aus 25 Sendungen. Auch wird die Frage aufgeworfen, warum immer noch so wenige blinde Menschen gesellschaftliche Entscheidungsfunktionen in Politik und Wirtschaft innehaben (trotz abgeschlossem Studium und diverser Zusatzausbildungen und Qualifikationen). Der Weg zu tatsächlicher „Inklusivität“ scheint sich in Absichtserklärungen, Wortblasen, Euphemismen und kosmetischen verkehrstechnischen Maßnahmen zu erschöpfen, während visuelles Selbstverständnis und Bild-Überfrachtung ständig zunehmen – was den Gott des Sehens freut. Wann fällt er endlich?

Stadt ohne Hindernisse, Hörbuch Praterstern & Co

Am Anfang der 2000er Jahre erhielt das gecko art-Team den Auftrag zur Audiogestaltung der Ausstellung „barrierefrei! Stadt ohne Hindernisse“ in der Planungswerkstatt Wien. Eines der Features, welche damals entstanden sind und an mehreren Hörstationen in der Ausstellung präsentiert wurden, entstand in Zusammenarbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen und trug (in Anlehnung an Reinhard Mays Lied) den Titel „Unter den Wolken …“. Dass Blinde in der Mitte der Gesellschaft leben und keineswegs in einer „eigenen Welt“, zeigten alle folgenden Radioproduktionen auf eindrucksvolle Weise. So etwa machten sich Blinde Gedanken, in wie weit der Mensch ein Produkt seiner Erziehung sei („Das Edukterat“) oder wie das ist, wenn man auf poetische Weise seinen „schlimmsten Albtraum, den Alltag“, träumt. Mit „Passt eh ois, oda?“ begaben sich Blinde und Sehbehinderte vor den Radiomikrofonen auf die Suche nach dem Lebensglück.

Ein „Highlight“ im akustischen Sinne war das zweijährige Sendungsprojekt „Hörbuch Praterstern“, in dem ein bekannter Platz in Wien aus unterschiedlichsten Wahrnehmungsperspektiven beschrieben und erforscht wurde – auch mittels Kurzhörszenen und Spontanhörspielen. Nachzuhören waren diese Praterstern-Beiträge im Rahmen einer audiovisuellen Ausstellung. Aber auch spezifische Themen und Anliegen von blinden Menschen wurden zur Sprache gebracht. In der Sendung „Wo ist dort?“ werden – mit einer gehörigen Portion Humor – Erlebnisse mit Sehenden wiedergegeben, und in ihrer Sendung „Sehbeeinträchtigung für Anfänger“ erstellen Blinde u.a. ironisch-akustische Anleitungen, wie richtige Hilfeleistung ihnen gegenüber im öffentlichen Raum vonstatten gehen könnte. Die angesprochenen Themen bieten ein treffendes Hörbild nicht nur zur Teilhabe an gesellschaftlichen Überlegungen, sondern auch zur Selbstreflexion über eine nicht vorhandenene oder stark eingeschränkte Sehfähigkeit.

WBC – Redaktionelle Radioarbeit

Die Radioredaktion WBC-We BroadCast – HORCH-IMPULSE FÜR ALLE wurde in der zweiten Phase ihres Bestehens von blinden und sehbehinderten SchülerInnen des Polytechnischen Lehrgangs am Bundesblindeninstitut in Wien mitgestaltet.

Von den jungen Redaktionsmitgliedern erstellt wurden damals Sendungen in einer breiteren Themenpalette, in welcher neben kritisch-informativer Berichterstattung auch Unterhaltung eine (Radio-)Rolle spielte. Diese Sendungen kreisten um Musik, Urlaub, Kommunikation, Fantasie und Science Fiction. Mit der Sendereihe WBC-We BroadCast haben Gruppen die Möglichkeit, über längere Zeiträume Radioprogramm zu gestalten und sukzessive „ihr“ Programm-Portfolio zu erstellen, das über die Produktion von Einzelsendungen hinausgeht. Dabei werden alle Projektschritte gemeinsam mit den Teilnehmenden ausgeführt.

Terminübersicht

Derzeit sind wir in interner Projektentwicklungsphase und bereiten dafür spezielle Audiokonzepte vor. Sobald neue Performances bzw. partizipative Audioprojekte für interessierte Personengruppen geplant sind, werden die Termine hier vermerkt sein.

Projektjournal zu ‚SAG’S VIELEN … VIELEN!‘

Diese Artikel fassen bisherige Projektaktivitäten zu „SAG’S VIELEN … VIELEN“ zusammen. Von April bis Oktober fanden 9 „WorDshops“ bzw. Gesprächsrunden sowie 7 Live-Hörspielveranstaltungen statt, die in Kooperation mit Basis.Kultur.Wien, den büchereien wien sowie KulturKontakt Austria durchgeführt wurden.

Projektzeitraum 1: Jänner bis Juni 2018
Planungsphase, Gesprächsrunden und WorDshops

Mit Ende Juni 2018 wurden die ersten beiden Phasen des Audioprojekts „Sag’s vielen … vielen!“ der Gruppe gecko art abgeschlossen. Dies waren einerseits die generelle PROJEKTPLANUNGSPHASE sowie die Durchführung von 9 Veranstaltungen unter dem Titel „AUF DEM RÜCKEN DER WORTE“ (5 Gesprächsrunden mit Audiostation für interessierte Personen und 4 WorDshops zu Sprache und Kommunikation für Lehrlinge) mit insgesamt 115 Teilnehmenden. Eines vorweg: Das Thema SPRACHE stieß auf großes Interesse. Über Sprachgebrauch und Sprachmissbrauch – vor allem über Statements von PolitikerInnen und deren mitunter unreflektierte Wiedergabe in Medien zu sprechen, war für viele Teilnehmenden ein großes Anliegen. Die Gesprächsrunden boten auch die Möglichkeit eines diskursiven Austauschs in Echtzeit. GesprächspartnerInnen vor Ort nehmen einander anders wahr als AkteurInnen in Sozialen Netzwerken.

> Info zu den Gesprächsrunden Mai/Juni 2018

Die Veranstaltungen bestanden aus zwei Teilen – zunächst aus dem gemeinsamen Gespräch, danach aus optionalen Sprechaufnahmen an den jeweils aufgebauten mobilen Audiostationen. Das Aufnahme-Modul wurde auch rege in Anspruch genommen. Bei den Veranstaltungen entstand über 160 Minuten Aufnahmematerial.

Partner und Aktionsorte im Projektzeitraum 1

Schon zu Projektbeginn war es wichtig, das Veranstaltungen und Treffen nicht nur als punktielle und isolierte Ereingnisse zu sehen, sondern auch „Querverbindungen“ zwischen den einzelnen Orten zu schaffen. Speziell dafür wurde auch dieses „Projektjournal“ angelegt, eine Art Reportage in progress, in welcher auch alle PartnerInnen genannt und sukzessive vorgestellt werden sollen.
Für die Projektveranstaltungen selbst waren zunächst die Wiener Bezirke Leopoldstadt, Neubau, Simmering, Rudolfsheim-Fünfhaus, Penzing und Brigittenau vorgesehen. Weitere Projektpartner waren Berufsschulen aus Margareten, Rudolfsheim-Fünfhaus und Ottakring. Informell waren zahlreiche Personen vor Ort in das Projekt eingebunden. Das Projektteam war dazu in den Bezirken unterwegs, hatte mit ProjektpartnerInnen und Vereinen in diesen Bezirken Vorbesprechungen und Besichtigungen. U.a. waren bzw. sind dies:

Hauptbücherei Urban Loritz-Platz, 1070 Wien
Bücherei im Bildungszentrum Simmering, Gottschalkgasse, 1110 Wien
Städtische Bücherei Pappenheimgasse, 1200 Wien
Verein spacelab Sachsenplatz, 1200 Wien
Bezirksmuseum Simmering, 1110 Wien
Gebietsbetreuung Stadterneuerung Max Winter Platz, 1020 Wien
Louis Braille Haus / Blindenverband für Wien, NÖ und Bgld, 1140 Wien
Kulturverein Rudolfsheim, 1150 Wien
Brick-5, 1150 Wien
Verein froff, 1150 Wien
Radio Orange 94.0, 1200 Wien
Berufsschule für Verwaltungsberufe, 1050 Wien
Berufsschule für Bürokaufleute, 1150 Wien
Berufsschule für Frisur, Maske und Perücke, 1160 Wien
Berufsschule für Handel und Administration, 1160 Wien

Projektjournal zu ‚SAG’S VIELEN … VIELEN!‘ weiterlesen

AM VISIO*PHON – Audiostation zur Mehrsprachigkeit

Lehrlinge und junge Menschen erarbeiteten schöpferische Audiobeiträge zu Mehrsprachigkeit und zu ihren Erstsprachen. Sie schrieben Texte, nahmen diese mit den eigenen Stimmen auf und begleiteten den Audioschnitt am Rechner. Im Rahmen dieser Audiostation zur Mehrsprachigkeit (MULTILANGUAGE STATION) entstanden mehrsprachige Hörszenen, Kurzhörspiele, Audio-Informationen zu Erstsprachen und sprachlichen Besonderheiten (z.B. Wortschatz, Grammatik, Phonetik, Schrift), lyrische Sprachenmix-Beiträge, Interviews und Gesprächsrunden.

Im Projekt ging es darum, individuelle Zugänge sowie Formate für auditive Präsentationsmodule zum Thema Mehrsprachigkeit zu finden. Aus den Beiträgen wurden RADIOSENDUNGEN gestaltet, die im Juni 2018 zur Ausstrahlung kamen und mithilfe eines künstlerischen Audio-Objekts präsentiert wurden. Das Projekt AM VISIO*PHON fand in Kooperation mit KulturKontakt Austria statt.

Radio und Sprachenvielfalt

Vor allem das Medium Radio eignet sich sehr zur kreativen Sprachen-Vermittlung und zum konstruktiven Umgang mit Mehrsprachigkeit in Alltag und Gesellschaft. Man hat die Möglichkeit zuzuhören, sich via Radioapparat oder Radiowebstream einige Worte erklären zu lassen und dies noch dazu in Form eines vergnüglichen Beitrags präsentiert zu bekommen. Oft sind es einfache Redewendungen, die als Sprachbrücken meist gut funktionieren und die auch im Ohr bleiben und selbst etwas erzählen – über Sprache und über sich selbst. Schließlich ist kein Mensch einsprachig. – Und man muss ja nicht gleich eine andere Sprache perfekt sprechen können, um einfache Fragen zu stellen und kurze Antworten darauf geben zu können.

Projektpartnerschulen und Workshops

An der Audiostation zur Mehrsprachigkeit nahmen Klassen von vier Schulen mit jeweils 3 Workshoptreffen teil. Dies waren die Polytechnische Schule Im Zentrum in der Burggasse (Wien), die Landesberufsschule für Elektrotechnik (Stockerau, NÖ), die Handelsschule des Bundesblindeninstituts (Wien) sowie der Deutschförderkurs der Neuen Mittelschule Obere Augartenstraße (Wien). Die Workshops wurden jeweils mit einer Diskussionsrunde zu den Themen Mehrsprachigkeit, Kommunikation, Verständigung, persönliche Sprach-Erlebnisse und Sprachen-Lernen eingeleitet. Dies lieferte die Basis zur selbstständigen Erarbeitung von Beitragstexten durch die SchülerInnen, die sich zu kleinen Redaktionsteams zusammengeschlossen hatten. Nach Lese- und Sprechproben erfolgte die Aufnahme aller Texte und Moderationen an Audiogeräten, der gemeinsame Audioschnitt, die digitale Nachbearbeitung und schließlich die Erstellung der Gesamtsendung mit jeder Klasse.

Radiosendungen go Berlin

Alle Audio-Ergebnisse wurden im Juni 2018 im Rahmen des Festivals Schools of Tomorrow im HAUS DER KULTUREN DER WELT in Berlin einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Berliner SchülerInnen hatten die Möglichkeit, weitere Sprachenbeiträge zu gestalten, wobei die Audiostation zur Mehrsprachigkeit wieder neben der Fragezeichen-Skulptur (als Blickfang und „Hörfang“) aufgebaut wurde.

Nachhören der Sendungen am Podcast SPRECHEN ÜBER SPRACHEN

Sprachen und Kommunikation – Sendung aus der Landesberufsschule Stockerau
Und wenn sie sich verstehen können … – Sendung aus der Handelsschule des Bundesblindeninstituts
Sprachvergleiche, Gefühle und mehr – Polytechnische Schule Burggasse
Sprachen und Klänge – NMS Obere Augartenstraße

Zum Fragezeichen-Hörobjekt

Das VISIO*PHON – eines von mehreren gecko art-Hörobjekten – verbindet Fragestellung und Antwort mit einem visionären Aspekt, der am Objekt hörbar wird. Sprache, Sprachenvielfalt und Sprach(en)vermittlung sind dabei zentrale Elemente. Zukunft und ihre Szenarien können in Sprache durchgespielt werden. Die Frage fungiert dabei auch als Auslöser von Gespräch, Poesie und Fiktion. Oder einfach: Frage produziert Sprache, und Sprachen stellen Zukunft vor.

Und: Oft gehen Frage und Antwort keine Zweckgemeinschaft ein, meistens stehen sie im Spannungsfeld zwischen richtig und falsch und sind keines von beiden. Eine Frage kann auch im leistungsfreien Raum (be-)stehen, ist mitunter Anstoß zum Denken, zum Weiterdenken, zum Überschreiten von Grenzen (des Sagbaren, des Möglichen). Oft sind Antworten, wie man/frau weiß, nicht in passende Worte zu fassen. Gerade da bieten künstlerische, lyrisch-musikalische Texte oder auch ganze Geschichten – aber ebenso das Wandern zwischen den Sprachen – weiterführende Wege, um auf Fragestellungen zu reagieren – und damit sprachschöpferisch tätig zu sein.

          

HIER SPRICHT ZEIT – Medienmaterial

> Artikel am gecko art-Web zum Projekt HIER SPRICHT ZEIT
> Detailinfos über das Team (Evelyn Blumenau, Walter Kreuz)

Folgende Materialien stellen wir gerne für Ankündigungen bzw. Medien bereit.
Falls Sie weitere Informationen bzw. Materialien benötigen, kontaktieren Sie uns bitte.

HIER SPRICHT ZEIT / Projektinfo und Kurzinfo zur Gruppe gecko art / pdf, 0,9 MB:
HIER SPRICHT ZEIT Live_Hoerspiel geckoart 008

Bildmotiv 001 / HIER SPRICHT ZEIT (jpg, 1,5 MB / Credits: gecko art):

Bildmotiv 002 / HIER SPRICHT ZEIT (jpg, 0,8 MB / Credits: gecko art):

Bildmotiv 003 / HIER SPRICHT ZEIT (jpg, 0,8 MB / Credits: gecko art):

Bildmotiv 004 / HIER SPRICHT ZEIT (jpg, 0,3 MB / Credits: gecko art):

Bildmotiv 005 / HIER SPRICHT ZEIT (jpg, 0,4 MB / Credits: gecko art):

rück°blende°vor / 1

Unter dem Titel „rück°blende°vor / 1 – Friedrich Engels-Platz / Der Ort und sein Namensgeber“ startete im März 2017 ein Projekt mit 17- bis 18jährigen SchülerInnen des BRG Karajangasse und des TGM Wexstraße. Vor Ort suchten die Teilnehmenden nach Punkten, die in die Vergangenheit weisen. Diese wurden zu „Ausgangspunkten“ der besonderen Art und eröffneten unterschiedliche künstlerische Möglichkeiten für Text, Sprache, Ton und Bild, um Zeitstücke zu erarbeiten. rück°blende°vor wurde in Kooperation mit KulturKontakt Austria als Pilotprojekt zur Geschichtsvermittlung in der Migrationsgesellschaft umgesetzt und im Oktober 2017 in den Räumlichkeiten der Gebietsbetreuung Brigittenau präsentiert.

Audiovisuelle Zeitstücke

Das Projektergebnis war ein audiovisuelles Feature sein, welches sich aus kurzen (1-3minütigen) Zeitstücken zusammensetzte, die in Kleingruppen ausgearbeitet wurden. Jedes Zeitstück bestand aus einer TONSPUR (Stimme und Sound) und einer BILDSPUR (grafische Elemente, Bildkomposition, Fotos). Bei allen Arbeitsschritten wurden die Teilnehmenden vom gecko art-Team fachlich unterstützt. Dem Projekt lag die Frage zugrunde: Kann der Gebrauch künstlerisch-audiovisueller Mittel zu einer sensibleren Wahrnehmung im öffentlichen Raum dahingehend führen, dass junge Menschen selbstständig historische Dimensionen an Orten, Gebäuden, Objekten, Brachflächen vermuten und von sich aus (ästhetisch) forschend tätig werden?

Aufrollung historischer Dimensionen

Von methodischer Seite wurden bei rück°blende°vor unterschiedliche Zugänge und Perspektiven mit künstlerisch-dramaturgischen Mitteln entwickelt, um historische Dimensionen ‚aufzurollen’, wobei diese Aufrollung vom Hier & Jetzt (d.h. von Erfahrungen der TeilnehmerInnen) ausging. Die einzelnen Zeitstücke der Teams korrelieren mit den teaminternen Zielsetzungen. Die fertig gestellte Audiovision mit ihren Zeitstücken war folglich eine Inszenierung rund um das „Forschungsobjekt Friedrich Engels-Platz“ (eine Inszenierung, die in Wechselwirkung mit Geschichte und Gegenwartserfahrung steht). Die „Erschließung“ von Geschichte nahmen BetrachterInnen vor, quasi als (mitunter auch nicht-chronologische) Quersumme aller Zeitstücke.

Ausstellung zum Projekt: Friedrich Engels-Platz / Eine audiovisuelle Spurensuche

rück°blende°vor / 1 wurde im Rahmen einer Ausstellung (Projektpräsentation mit Bild-Ton-Station) von 04. bis 13.10.2017 in den Räumlichkeiten der Gebietsbetreuung Stadterneuerung Brigittenau, GB*2/20, Allerheiligenplatz 11, 1200 Wien der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wechselwirkungen mit Gegenwartskunst am Platz

Im Dezember 2016 wurde an einem Neubau am Friedrich Engels-Platz der Schriftzug ERGREIFS ENDLICH der Konzeptkünstlerin Gertrude Moser-Wagner angebracht. Dies ist ihr Anagramm zu FRIEDRICH ENGELS und ebenso ein Aufruf, mit Bezugnahme auf den Namensgeber des Platzes die Gegenwart zu gestalten und das größtenteils funktionale Areal (Straßenbahnknoten, Unterführung, Straßenkreuzung) einer vertiefenden und historischen Betrachtungsweise zu unterziehen. Auf Basis dieses Projekts entwickelte die Gruppe gecko art ihr Konzept rück°blende°vor.

Infos und Materialien stellen wir auf Anfrage gerne bereit.

PLATZ NEWS LIVE

Sprech- und Bewegungsperformance sind die inszenatorischen Mittel in PLATZ NEWS LIVE. In „ganzkörperlichem“ Erscheinungsbild präsentieren die AkteurInnen ihre Beiträge als moderne DorftrommlerInnen mit Lesetexten und Audio-Inserts. Die Texte sind soweit strukturell und sprechinszenatorisch aufbereitet, als es Verständlichkeit & Open air-Situation erfordert: So gibt es etwa Wiederholungsmodule in Texten, akustische Überschriften als Sprech-Duett oder Diagramme als künstlerische 3D-Modelle „zum Angreifen“, die beim Beitrag zur (Live-)Veranschaulichung verwendet werden. PA-Anlage und Mikros fungieren als Bühnenbild-Requisiten vor Ort

PLATZ NEWS LIVE – Zur Entstehung der Idee

Um einer Flut von Negativ- und Katastrophenmeldungen entgegenzuwirken (worst news are best news), wird es auch bei „klassischen“ Audio- und Radioprojekten immer wichtiger, Berichte sowie Reportagen konstruktiv-informativ und respektvoll zu gestalten – um Wissen auf empathische Weise zu vermitteln, um ein Erschließen von Zusammenhängen zu ermöglichen, um mediale Beiträge so aufzubereiten, dass sie auch für Menschen verschiedenster Weltanschauungen einen Informationszugewinn darstellen.

Dies sind etwa Berichte PLUS Hintergrundinformation, grundlegendes Faktenwissen z.B. zu demokratischen Prozessen und Menschenrechten, zur Glücksarbeit, best action-Beispiele zum Abbau von Stress oder zu erfolgreicher Hilfe (z.B. nach Katastrophen), ebenso Beiträge zu Arbeitswelt, sozialen Kompetenzen, Erfahrungswissen, Mobilität, Kommunikation, Innovationen, Fertigkeiten, Gesundheit, Zufriedenheit, zwischenmenschlichen Aspekten, Empowering, Kritik, Lösungsansätzen u.v.m.).

NEWS-PERFORMANCES
Information und (die Grenzen ihrer) Inszenierung

Berichterstattung und Ankündigung benötigen stets inszenatorische Mittel. Selbst der eingangs erwähnte Dorftrommler war kostümiert, benutzte ein spezielles Schlaginstrument oder eine Glocke zur „Signation“ seines Nachrichtenblocks. Darauf folgten seine Verkündigungen, die auch feststehende Sätze einhielten (heute etwa Anmoderation bzw. Abmoderation) und die er zwischen den „News“  und Verlautbarungen vortrug.

Sprung zur Gegenwart: Newsrooms wirken wie überfrachtete Bühnenbilder (Weltkugel, Infoscreens, Fotos, Inserts, dynamisch-virtuelle Module, mit denen die ModeratorInnen nicht selten ihr Timing-Problem haben). Stehende TV-SprecherInnen sollen mitunter Aktualität und Kürze vermitteln, sitzende SprecherInnen vertiefende Aspekte in ihren Beiträgen. Und da sind dann noch das (eigentlich nicht mehr nötige) übergroße Mikrofon mit Sender-Logo und die Frontaleinstellung der AußendienstmitarbeiterInnen in „Live-Übertragung“, Hintergrundslärm inklusive. Berichterstattung oder Inszenierung aus „der Mitte des Geschehens“?

PLATZ NEWS LIVE im Juni 2017Ein kurzer Rückblick

Im Zeitraum 07.06. bis 23.06. fanden in Wien im Rahmen des WIR SIND WIEN.FESTIVALS insgesamt 30 jeweils 15 minütige News-Performances statt. Die PerformerInnen Evelyn Blumenau und Walter Kreuz kamen bereits in ihrer PLATZ NEWS-Kostümierung „als fahrende NachrichtensprecherInnen“ zu den Aktionsarealen (sie wurden bereits in den öffentlichen Verkehrsmitteln interessiert beobachtet). Eine der wichtigsten Erfahrungen war: Sich irgendwo hinzustellen und Nachrichten für zuhörende Personengruppen vorzutragen, ist in einer ZEIT VON PERSONALISIERTEN NACHRICHTENMEDIEN sowohl für PerformerInnen als auch für Publikum neu. Auch die Möglichkeit, dass Nachrichten VOR ORT im Gesprächsaustausch geteilt werden konnten (und dass dies nicht durch Fingertipp am Smartphone geschieht), wurde erst nach und nach genutzt. Die PerformerInnen fühlten sich zu manchen Zeiten tatsächlich wie historische DorftrommlerInnen, die mit ihrem Erscheinen einen Ort erst zur News Performance Area machten.

Die Neuigkeit performativ vorzutragen, wurde durchwegs selbst als Neuigkeit wahrgenommen. Und da kam es auch vor, dass einzelne Zuhörende manche Beiträge für Fake News hielten (eben wegen der Live-Situation bzw. des performativen Vortrags) und die Performance frühzeitig verließen. Doch der Großteil des Publikums blieb jeweils bis zum Ende und suchte danach fast immer das Gespräch über die vorgestellten Themen und Inhalte.

Obwohl diese Form, Nachrichten zu präsentieren, ungewohnt war, herrschte bei den Performances eine überwiegend gute Stimmung. Zugleich legten Zuhörende aber auch Ernsthaftigkeit und kritisches Interesse an den Tag. Durch die einleitenden Worte war klar, dass es sich bei der Aktion weder um ein „Theaterstück“ noch um eine „Show“ handelt, sondern dass dramaturgisch aufbereitete Information dargeboten wurde. Die Zuhörenden waren zum überwiegenden Teil sehr interessiert, reagierten auch auf Pointen oder nickten zustimmend, falls der Inhalt eines Beitrags für sie bereits bekannt war. Nach den meisten Performances entstanden ganz von selbst mit den Zuhörenden Gespräche, die sich auf die eben gehörten Nachrichtenthemen bezogen. Vor allem zeigte sich, dass das Publikum mitunter eine vertiefende Betrachtung der vorgestellten Themen wünschte. Im Rahmen von Publikumsgesprächen wurden auch manche Beiträge von PLATZ NEWS LIVE auch kritisch hinterfragt. In zwei Fällen konnten die Meldungen mit Zuhörenden gemeinsam adaptiert bzw. ergänzt werden.

Die intensive Performancezeit zeigte, dass unter Menschen ein großes Sprechbedürfnis – insbesondere im öffentlichen Raum – besteht und Gelegenheiten unterschiedlicher Art wahrgenommen werden, um sich mitzuteilen und auszutauschen. PLATZ NEWS LIVE bot hierfür eine temporäre Interaktionsmöglichkeit in Echtzeit & Echtraum, ohne dass Berührungsängste zwischen AkteurInnen und Publikum aufkamen.